Die Europäische Union nimmt mit dem EU AI Act eine Vorreiterrolle in der Regulierung Künstlicher Intelligenz (KI) ein. Dieses Gesetz stellt sicher, dass KI sicher, transparent und fair bleibt – ohne Innovationen abzuwürgen. Für Finanz- und Nachfolgeplaner gewinnt das Thema an Bedeutung, da KI zunehmend bei der Kreditvergabe, Vermögensverwaltung und Nachfolgeplanung eingesetzt wird. Doch was bedeutet das konkret für die Praxis?
Was regelt der EU AI Act?
Der EU AI Act unterscheidet vier Risikoklassen für KI-Systeme:
- Unakzeptables Risiko (Verbotene Anwendungen)
- KI-Systeme, die Menschen manipulieren, etwa Social Scoring nach chinesischem Vorbild.
- Gesichtserkennung in öffentlichen Räumen ohne Genehmigung.
- Hohes Risiko (Streng regulierte Anwendungen)
- KI in der Kreditvergabe, um Diskriminierung zu vermeiden.
- Automatisierte Analysetools im Bereich Finanzberatung, die Kundenprofile erstellen.
- Bewerbungsfilter-KI, die nicht diskriminierend arbeiten darf.
- Begrenztes Risiko (Transparenzpflichten)
- Chatbots und KI-gestützte Finanzassistenten müssen als solche erkennbar sein.
- KI-generierte Analysen oder Steuerempfehlungen brauchen Hinweise für Kunden.
- Minimales Risiko (Kaum regulierte Anwendungen)
- KI in Börsenanalysen oder Marktsimulationen ohne direkte Entscheidungsgewalt.
- Automatisierte Datenvisualisierungen in der Finanzberatung.
Warum betrifft der EU AI Act Finanz- und Nachfolgeplaner?
Viele Finanzdienstleister setzen bereits KI ein, oft ohne es explizit zu kommunizieren. Die wichtigsten Anwendungen sind:
- Kreditwürdigkeitsprüfung: Banken nutzen KI zur Bewertung von Kundenprofilen. Wenn unfaire Kriterien in den Algorithmus einfließen, könnte das bestimmte Gruppen benachteiligen. Der EU AI Act verpflichtet Unternehmen zur Überprüfung auf Diskriminierung.
- Vermögensverwaltung: Robo-Advisors, die auf KI basieren, müssen nachvollziehbare Entscheidungskriterien bieten, um Kunden Sicherheit zu geben.
- Nachfolgeplanung: KI-Tools analysieren steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen und schlagen Strukturierungsmodelle vor. Diese müssen transparent sein, damit der Berater sie rechtlich absichern kann.
Praxisbeispiel: Automatisierte Kreditbewertung
Stellen Sie sich vor, ein Mandant beantragt eine Immobilienfinanzierung. Eine KI entscheidet, ob sein Antrag genehmigt wird. Doch was, wenn die KI versteckte Vorurteile aufweist? Beispielsweise könnte sie Selbstständige oder ältere Antragsteller systematisch benachteiligen.
Mit dem EU AI Act muss die Bank sicherstellen, dass:
✅ Die Entscheidungslogik transparent ist.
✅ Der Kunde erfährt, dass KI an der Entscheidung beteiligt war.
✅ Es eine Möglichkeit gibt, die Entscheidung anzufechten.
Chancen für Finanz- und Nachfolgeplaner
Während der EU AI Act strengere Regeln vorschreibt, bietet er auch Chancen:
- Mehr Vertrauen: Kunden profitieren von faireren, nachvollziehbaren Prozessen.
- Bessere Beratung: Finanz- und Nachfolgeplaner können KI als Unterstützung nutzen, um personalisierte Lösungen zu entwickeln.
- Wettbewerbsvorteil: Wer KI korrekt einsetzt, stärkt seine Position als moderner Berater mit hoher Fachkompetenz.
Herausforderungen und Handlungsempfehlungen
Mit der Einführung des EU AI Act müssen sich Finanz- und Nachfolgeplaner mit neuen Pflichten auseinandersetzen. Wichtig sind:
- Regelmäßige Prüfung der eingesetzten KI-Systeme.
- Transparenz gegenüber Kunden und Mandanten.
- Schulungen für Mitarbeiter im Umgang mit KI-gestützten Beratungsprozessen.
Checkliste: Umsetzung des EU AI Act in der Finanz- und Nachfolgeplanung
Schritt | Maßnahme | Rechtliche Grundlage |
---|---|---|
1. KI-Systeme erfassen | Identifikation aller KI-gestützten Prozesse in der Finanz- und Nachfolgeplanung. | EU AI Act, Artikel 4 |
2. Risikobewertung durchführen | Einordnung der eingesetzten KI-Systeme gemäß den Risikoklassen des EU AI Act. | EU AI Act, Artikel 5-8 |
3. Transparenzpflichten erfüllen | Offenlegung des KI-Einsatzes in Beratungsgesprächen und Verträgen. | EU AI Act, Artikel 13 |
4. Fairness-Prüfungen durchführen | Sicherstellen, dass KI-gestützte Entscheidungen keine Diskriminierung enthalten. | EU AI Act, Artikel 10 |
5. Schulungen anbieten | Weiterbildung für Berater, um den Umgang mit KI optimal zu gestalten. | EU AI Act, Artikel 23 |
6. Dokumentation sicherstellen | Nachweis der Einhaltung der Vorschriften durch regelmäßige Audits und Berichte. | EU AI Act, Artikel 11 |
Fazit: Ein entscheidender Schritt für eine faire KI-Nutzung
Der EU AI Act ist ein Meilenstein in der Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Für Finanz- und Nachfolgeplaner bedeutet dies nicht nur neue Herausforderungen, sondern auch Chancen, um Beratung und Dienstleistungen zukunftssicher und fair zu gestalten. Wer frühzeitig handelt, stärkt das Vertrauen der Kunden und stellt sich strategisch gut auf.