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  • Henning Krischke
  • 27. Oktober 2025

Wenn Vergessen zur Herausforderung wird: Demenz als Prüfstein vorausschauender Finanz- und Nachfolgeplanung

  • 4 Min. Lesezeit
  • Absichern & Vorsorgen
Mensch vor leuchtendem Kopf-Symbol im Dunkeln stehend.
Wenn Vergessen zur Herausforderung wird: Demenz als Prüfstein vorausschauender Finanz- und Nachfolgeplanung

Demenz ist längst kein Randthema des Alterns mehr – sie wird zunehmend zu einer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Realität. Nach aktuellen Erhebungen des Statistischen Bundesamtes starben im Jahr 2024 in Deutschland über 61.900 Menschen an einer Demenzerkrankung – ein Anstieg um 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Während die Gesamtzahl der Sterbefälle in diesem Zeitraum sank, wächst die Bedeutung von Demenz als Todesursache stetig. Besonders deutlich ist die Entwicklung bei Männern, deren Sterblichkeitsrate aufgrund von Demenz im Zehnjahresvergleich um fast 28 Prozent zunahm.

Diese Zahlen stehen für mehr als medizinische Statistiken. Sie verdeutlichen, dass der Verlust kognitiver Fähigkeiten längst auch ein zentrales Thema der Finanz- und Nachfolgeplanung ist. Wenn Entscheidungsfähigkeit schwindet, drohen nicht nur Versorgungslücken, sondern auch rechtliche und finanzielle Stillstände.


Die stille Dynamik einer Volkskrankheit

Demenz ist kein plötzlicher Einschnitt, sondern ein schleichender Prozess. Betroffene verlieren nach und nach die Fähigkeit, finanzielle Entscheidungen zu treffen, Verträge zu verstehen oder Vollmachten wirksam zu erteilen. Die Folge: Wenn keine Vorsorge getroffen wurde, greift automatisch das Betreuungsgericht ein. Damit wird aus einer persönlichen Angelegenheit eine öffentliche Entscheidung – oft entgegen dem ursprünglichen Willen der Betroffenen.

Gerade in dieser Phase zeigt sich der Unterschied zwischen geplanter und ungeplanter Nachfolge. Ohne klare Regelungen kann Vermögen blockiert werden, Unternehmensanteile bleiben handlungsunfähig, und familiäre Spannungen nehmen zu.


Vorsorge als integraler Bestandteil der Finanzplanung

Frühzeitige Entscheidungen sichern Handlungsfähigkeit

Professionelle Finanzplanung muss heute mehr leisten als Kapitalstruktur und Renditeoptimierung. Sie muss die Frage stellen: Wer handelt, wenn ich es nicht mehr kann? Eine rechtzeitig erstellte Vorsorgevollmacht, eine Betreuungsverfügung und eine klare Nachfolgeordnung bilden den Kern jeder verantwortungsvollen Vermögensstrategie.

Liquidität und Pflegekosten im Blick behalten

Pflege im Zusammenhang mit Demenz ist nicht nur eine emotionale, sondern auch eine finanzielle Herausforderung. Durchschnittliche jährliche Pflegekosten können je nach Stadium zwischen 15.000 und 40.000 Euro betragen. Eine solide Liquiditätsplanung, die diese Szenarien berücksichtigt, schützt Vermögenssubstanz und Lebensstandard gleichermaßen.


Praxis aus der Beratung: Drei Situationen, drei Lektionen

Unternehmerin im Übergang

Eine 68-jährige Geschäftsführerin übergab ihr Familienunternehmen rechtzeitig an die nächste Generation – inklusive Treuhandregelung, Vorsorgevollmacht und Nachfolgewerk. So wurde sichergestellt, dass auch bei einer später eintretenden Demenz keine Führungslücke entsteht.

Immobilienbesitzer mit Verantwortung

Ein 75-jähriger Investor richtete eine pflegebezogene Liquiditätsreserve ein, übertrug Anteile zu Lebzeiten und ergänzte seine Vorsorgevollmacht um eine spezielle Bankvollmacht. Das Ergebnis: Flexibilität und Sicherheit – für ihn und seine Familie.

Ehepaar mit gemeinsamer Strukturplanung

Ein älteres Ehepaar entschied sich für eine Nachfolge-Matrix, die Zuständigkeiten und Entscheidungsrechte klar regelt. So blieb selbst bei einer Erkrankung eines Partners die finanzielle Selbstbestimmung erhalten.


Handlungsspielräume für Finanz- und Nachfolgeplaner

Strategische Analyse

Zu Beginn jeder Beratung steht die Risikoanalyse: Alter, familiäre Vorbelastung und Vermögensstruktur geben Hinweise auf die Dringlichkeit vorsorgender Maßnahmen.

Rechtliche Klarheit schaffen

Berater sollten prüfen, ob Mandanten über gültige Vorsorge- und Betreuungsvollmachten verfügen – und ob diese regelmäßig aktualisiert werden. Fehlende Dokumente können im Ernstfall zu erheblichen Verzögerungen führen.

Nachfolge lebendig halten

Eine einmal erstellte Nachfolgeordnung ist kein statisches Dokument. Regelmäßige Überprüfungen – idealerweise alle zwei bis drei Jahre – stellen sicher, dass sie mit familiären, steuerlichen und rechtlichen Entwicklungen Schritt hält.


Fazit

Demenz ist nicht nur eine medizinische Diagnose, sondern ein gesellschaftlicher Realitätscheck für Beratung, Familie und Finanzplanung. Wer früh plant, bewahrt Handlungsspielräume – für sich, für seine Familie und für das eigene Lebenswerk.

Professionelle Finanz- und Nachfolgeplanung bedeutet deshalb mehr als Zahlen zu ordnen. Sie bedeutet, Verantwortung zu strukturieren, bevor das Denken schwerfällt.

Demenz

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