Viessmann-Deal: Learnings für vermögende Unternehmer aus steuerlicher und Nachfolgeplanungsperspektive

Der Verkauf der Wärmepumpensparte von Viessmann hat in der Wirtschaft und den Medien für Aufsehen gesorgt, insbesondere hinsichtlich der steuerlichen Auswirkungen des Deals. In diesem Beitrag beleuchten wir die Situation aus der Perspektive eines Finanz- und Nachfolgeplaners, betrachten mögliche Learnings für vermögende Unternehmer und fassen diese am Ende in zehn Kernthesen zusammen.

Strategische Unternehmensentscheidungen und steuerliche Implikationen

Der Verkauf der Wärmepumpensparte von Viessmann ist ein Beispiel dafür, wie strategische Unternehmensentscheidungen nicht nur Auswirkungen auf das operative Geschäft haben, sondern auch auf die steuerliche Situation des Unternehmens. Für vermögende Unternehmer ist es wichtig, bei der Planung von Verkäufen oder Umstrukturierungen auch die steuerlichen Konsequenzen zu berücksichtigen und entsprechende Expertise einzuholen.

Der Steuerkniff, der im Fall von Viessmann zum Einsatz kam, basiert auf einer komplexen Gestaltung von Unternehmensstrukturen. Dieses Beispiel zeigt, dass es im Rahmen der geltenden Gesetze und Vorschriften möglich ist, die Steuerlast zu minimieren. Allerdings ist es entscheidend, dass vermögende Unternehmer sich bewusst sind, dass solche Steuergestaltungen in der Öffentlichkeit auf Kritik stoßen können.

Der Steuerkniff, der im Fall von Viessmann zum Einsatz kam, basiert auf einer komplexen Gestaltung von Unternehmensstrukturen, die es ermöglicht, die Steuerlast beim Verkauf einer Geschäftseinheit zu minimieren. Dabei spielen verschiedene Aspekte des deutschen Steuerrechts eine Rolle, die im Folgenden ausführlicher erläutert werden.

  1. Nutzung von Holdinggesellschaften (§ 8b KStG)

Ein wesentlicher Aspekt des Steuerkniffs ist die Nutzung von sogenannten Holdinggesellschaften. Eine Holdinggesellschaft ist eine juristische Person, die Beteiligungen an anderen Unternehmen hält, aber meist keine eigenen operativen Geschäftstätigkeiten ausübt. Im Fall von Viessmann könnte der Konzern die Wärmepumpensparte in eine Tochtergesellschaft ausgliedern und diese dann an eine Holdinggesellschaft verkaufen. Die Holdinggesellschaft wiederum wäre im Besitz einer weiteren Viessmann-Gesellschaft.

Der Paragraf 8b des Körperschaftsteuergesetzes (KStG) regelt die Besteuerung von Dividenden und Veräußerungsgewinnen bei Beteiligungen von Kapitalgesellschaften an anderen Kapitalgesellschaften. Laut § 8b Abs. 2 KStG bleiben 95 % der Dividenden und Veräußerungsgewinne steuerfrei, während nur 5 % als nicht abziehbare Betriebsausgaben gelten und der Körperschaftsteuer unterliegen. Infolgedessen reduziert sich die Steuerlast erheblich.

  1. Verlustvorträge (§ 10d EStG, § 8c KStG)

Ein weiterer Faktor, der bei diesem Steuerkniff eine Rolle spielt, ist die Möglichkeit, Verlustvorträge zu nutzen. Unternehmen können Verluste, die in einem Geschäftsjahr entstanden sind, in das folgende Jahr vortragen und mit Gewinnen verrechnen. Dies ist in § 10d des Einkommensteuergesetzes (EStG) und § 8c KStG geregelt.

Durch geschickte Gestaltung von Unternehmensstrukturen und Verrechnungen innerhalb des Konzerns ist es möglich, die steuerliche Belastung beim Verkauf einer Geschäftseinheit weiter zu reduzieren. Allerdings gibt es im Körperschaftsteuergesetz auch Regelungen zur Einschränkung des Verlustvortrags bei Anteilsübertragungen (§ 8c Abs. 1 KStG), die beachtet werden müssen.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Art der Steuergestaltung in der Regel legal ist, solange sie im Einklang mit den geltenden Gesetzen und Vorschriften steht. Allerdings ist sie ethisch umstritten, da sie großen Unternehmen ermöglicht, ihre Steuerlast erheblich zu reduzieren und somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren und mittelständischen Unternehmen zu erlangen. Zudem entgehen dem Staat durch solche Steuerkniffe potenzielle Einnahmen, die für öffentliche Investitionen in Infrastruktur, Bildung oder Klimaschutz genutzt werden könnten.

Für vermögende Unternehmer ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte des Steuerrechts zu verstehen und mögliche Steueroptimierungen im Rahmen der geltenden Gesetze und Vorschriften zu nutzen. Gleichzeitig sollte jedoch auch die ethische Dimension solcher Steuergestaltungen berücksichtigt werden, um das eigene unternehmerische Handeln verantwortungsvoll und nachhaltig zu gestalten.

Ein weiterer Aspekt, der bei der Steuergestaltung relevant sein kann, ist die Nutzung von steuerlichen Anreizen und Förderprogrammen. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, gibt es verschiedene Steuererleichterungen und Fördermaßnahmen, die insbesondere auf Innovation, Forschung und Entwicklung oder Investitionen in umweltfreundliche Technologien abzielen. Durch die gezielte Nutzung solcher Anreize können vermögende Unternehmer ihre Steuerlast reduzieren und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt und Umweltschutz leisten.

Zusammenfassend zeigt der Fall Viessmann, dass das deutsche Steuerrecht eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, um die Steuerlast bei der Veräußerung von Geschäftseinheiten zu reduzieren.

Learnings für Nachfolgeplanung und Vermögensschutz

Die Situation bei Viessmann kann auch im Hinblick auf die Nachfolgeplanung und den Vermögensschutz wichtige Learnings liefern. Vermögende Unternehmer sollten sich frühzeitig mit diesen Themen auseinandersetzen, um rechtzeitig entsprechende Strukturen und Strategien zu entwickeln.

Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt, ist die Nutzung von Holdinggesellschaften, wie sie auch im Fall von Viessmann zum Einsatz kam. Holdinggesellschaften können nicht nur steuerliche Vorteile bieten, sondern auch bei der Nachfolgeplanung und dem Vermögensschutz eine wichtige Rolle spielen. So kann beispielsweise durch die Ausgliederung von Geschäftsbereichen in Tochtergesellschaften eine geordnete Nachfolge innerhalb der Familie oder unter externen Managern ermöglicht werden.

Ein weiterer Aspekt, den vermögende Unternehmer im Blick haben sollten, ist die Möglichkeit, Verlustvorträge zu nutzen. Dies kann dazu beitragen, die steuerliche Belastung zu reduzieren und somit das Vermögen langfristig zu schützen.

Fazit: 10 Kernthesen

  1. Vermögende Unternehmer sollten bei strategischen Entscheidungen stets auch die steuerlichen Konsequenzen im Auge behalten.
  2. Die Einbindung von Experten im Bereich Finanz- und Nachfolgeplanung ist entscheidend für eine erfolgreiche Unternehmensführung.
  3. Holdinggesellschaften können sowohl steuerliche Vorteile bieten als auch bei der Nachfolgeplanung und dem Vermögensschutz eine wichtige Rolle spielen.
  4. Die Nutzung von Verlustvorträgen kann zur Reduzierung der steuerlichen Belastung beitragen und somit den Vermögensschutz unterstützen.
  5. Vermögende Unternehmer sollten sich frühzeitig und umfassend mit den Themen Finanz- und Nachfolgeplanung auseinandersetzen.
  6. Bei der Steuergestaltung sind nicht nur rechtliche Aspekte zu berücksichtigen, sondern auch ethische und gesellschaftliche Verantwortung.
  7. Eine transparente Kommunikation und verantwortungsvoller Umgang mit der eigenen Steuerpraxis sind wichtig, um das Vertrauen von Kunden, Geschäftspartnern und der Öffentlichkeit zu erhalten.
  8. Die gezielte Nutzung steuerlicher Anreize und Förderprogramme kann die Steuerlast reduzieren und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt und Umweltschutz leisten.
  9. Für eine langfristige Steuergerechtigkeit und transparentere Steuerpraxis sind möglicherweise gesetzliche Anpassungen und Reformen notwendig.
  10. Vermögende Unternehmer können einen Beitrag zur Steuergerechtigkeit leisten, indem sie sich aktiv an der Diskussion beteiligen und politische oder gesetzliche Veränderungen unterstützen, die zu einer faireren und nachhaltigeren Wirtschaft beitragen.

Der Fall Viessmann zeigt, dass es für vermögende Unternehmer wichtig ist, sich mit den steuerlichen und rechtlichen Aspekten von strategischen Entscheidungen auseinanderzusetzen und dabei auch die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen im Auge zu behalten. Eine verantwortungsvolle Steuergestaltung und Nachfolgeplanung sind entscheidend für den langfristigen Erfolg und das Ansehen des Unternehmens.

… Der Beitrag basiert auf dem Artikel des Magazins Capital.

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