Der Vermögensaufbau gerät ins Stocken

Das Umfeld für die Geldanlage hat sich durch den Kriegsausbruch in der Ukraine und ein Auslaufen der Corona-Maßnahmen drastisch verändert – das wirkt sich auch auf den Vermögensaufbau aus. Die DZ Bank hat in einer großen Studie das Geldvermögen privater Haushalte in Deutschland untersucht – das sind die wichtigsten Aussagen.

Sparer und Anlegerinnen in Deutschland dürften gerade hin- und hergerissen sein. Auf der einen Seite laufen die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie langsam aus. In Sachen Konsum und Ausgaben wären also Nachholeffekte durchaus möglich. Auf der anderen Seite brach im Frühjahr aber der Krieg in der Ukraine aus. Die unsicheren Zeiten in Europa veranlassen Sparerinnen und Anleger eigentlich eher dazu, mehr Geld zurückzulegen.

Dass die beiden Effekte derzeit gegeneinander wirken und das Sparniveau in den kommenden Monaten auf ein durchschnittliches Niveau von etwa 10 Prozent einpendeln lassen, erwarten die Analysten der DZ Bank. Sie untersuchten in einer großen Studie, wie private Sparer derzeit mit ihrem Geldvermögen umgehen. Bis Ende 2022 soll das Gesamtvermögen in Deutschland auf insgesamt 8 Billionen Euro ansteigen. 

Quelle: DZ Bank

Ein weiterer Faktor, der das Spar- und Anlageverhalten der deutschen Bevölkerung wohl beeinflusst, ist die Inflation. So ist die Inflationsrate in den vergangenen Monaten gestiegen, die Lebenserhaltungskosten dementsprechend auch. Deshalb kann weniger gespart werden – daran ändern laut der DZ-Bank-Analysten auch die Entlastungspakete der Bundesregierung nichts.

Zudem hat im Angesicht der zu befürchtenden Zinswende die Nachfrage nach Immobilienkrediten deutlich zugenommen. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Neuvergabe entsprechender Kredite im ersten Quartal um ganze 15,5 Prozent. Dazu kommen gestiegene Bau- und Materialpreise, die das Kreditvolumen nach oben treiben. Insgesamt verbleiben im laufenden Jahr voraussichtlich gut 280 Milliarden Euro für die Geldvermögensbildung und 2023 nur wenig mehr. Das ist ein Rückgang um rund ein Viertel im Vergleich zum letzten Jahr – und damit eine Normalisierung auf das Vor-Corona-Niveau.

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Quelle: DZ Bank

Verändert hat sich vor allem auch die Geldanlage – zwar sind die Renditen an den Anleihemärkten nach der angestoßenen Zinswende im historischen Vergleich noch recht niedrig, eine nachhaltige Zinserhöhung würde die Situation der vergangenen Jahre aber auf den Kopf stellen. 

Denn während Aktieninvestoren bis einschließlich 2021 häufig gute Renditen erwirtschaften konnten, ist der Markt im Zuge des Krieges in der Ukraine eingebrochen. Dazu kommt der harte chinesische Umgang mit Corona, der die globalen Lieferketten und im Endeffekt auch die Aktienmärkte belastet. Zwar könne sich der Markt mittelfristig erholen, die DZ-Bank-Analysten glauben aber: „Die sehr hohen Kursgewinne des letzten Jahres können für das laufende und nächste Jahr jedoch nicht erwartet werden.“

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Quelle: DZ Bank

Immerhin: Die in der Corona-Pandemie angefachte Lust auf Aktien scheint nicht zu verfliegen. Zwar fiel die Neuanlage in Fonds im ersten Quartal 2022 schwächer aus, blieb aber immer noch positiv. Dass der Trend anhält, machen die Analysten an zwei Faktoren fest: 

  • viele der verstärkt jungen Erstanleger sind zu einem Zeitpunkt eingestiegen, als das Kursniveau noch vergleichsweise niedrig war
  • es wird vor allem auch in ETFs, Aktien- und Mischfonds investiert, die eine breitere Risikostreuung bieten

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Quelle: DZ Bank

Mit der veränderten Sicht auf die Geldanlage löst sich demnach auch ein wenig ein altbekanntes Problem: der Geldanlagestau. Viele Anleger waren in der Vergangenheit nicht dazu bereit, in zinslose Anleihen zu investieren. Gleichzeitig war vielen das Risiko des Aktienmarktes zuwider – weshalb Vermögen teils auf dem Konto oder als Bargeld gespart wurde.

Verstärkt wurde das Phänomen durch die hohen Sparquoten während der Pandemie. „Mit der Normalisierung der Sparquote in diesem Jahr fällt dieser Effekt weg und der Anteil der Mittel am Geldvermögen, die nicht angelegt, sondern in Form von Sichteinlagen und Bargeld ‘zwischengeparkt’ sind, dürfte spürbar zurückgehen“, schreiben die Analysten.

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Quelle: DZ Bank

Insgesamt wird sich der Vermögensaufbau deshalb verlangsamen – in 2022 dürfte er nur noch bei 2,3 Prozent liegen, während in den Vorjahren Wachstumsquoten von 6,7 und 8,4 Prozent erreicht wurden. „Unter der Annahme, dass es noch in diesem Jahr zu einer Stabilisierung der Lage in der Ukraine kommt und die Lieferketten wieder in ihren Rhythmus zurückfinden, kann im nächsten Jahr bei normaler Sparquote mit positiven Bewertungseffekten gerechnet werden, so dass das Geldvermögen mit 5,3 Prozent wieder kräftiger auf dann 8,4 Billionen Euro wächst“, konkludieren die DZ-Bank-Experten.

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