In den letzten Jahren hat sich ein deutlicher Trend im Anlageverhalten der Generation Y (Millennials) und Generation Z (Zoomer) gezeigt: Immer mehr Menschen informieren sich über Finanzthemen und Anlagestrategien auf sozialen Medien wie YouTube, Instagram und TikTok. Insbesondere sogenannte „Finfluencer“ spielen hierbei eine zentrale Rolle. Sie vermitteln Finanzwissen und geben Anlagetipps – und haben so Einfluss auf die finanziellen Entscheidungen der jüngeren Generationen.
Relevanz für Finanz- und Nachfolgeplaner
Für professionelle Finanzberater und Nachfolgeplaner stellt dieser Trend eine Herausforderung, aber auch eine Chance dar. Viele Finfluencer genießen ein hohes Maß an Vertrauen bei ihren Followern und bieten eine scheinbar niedrigschwellige Alternative zu klassischer Finanzberatung. Für Finanzplaner bedeutet das, dass die Kundenbeziehung auf neuen Wegen gepflegt werden muss. Hier sind folgende Handlungsansätze sinnvoll:
- Aufklärung und Transparenz: Die BaFin hat in einer Studie festgestellt, dass 37 % der jungen Anlegerinnen und Anleger nicht wissen, dass Finfluencer für ihre Empfehlungen meist eine Vergütung erhalten. Finanz- und Nachfolgeplaner können hier gezielt aufklären und betonen, wie wichtig Transparenz bei Finanzentscheidungen ist.
- Integration in die eigene Beratungsstrategie: Anstatt Finfluencer als Konkurrenz zu sehen, können Finanzberater Kooperationen in Erwägung ziehen. Auf diese Weise lassen sich Online-Präsenz und Reichweite erhöhen, was besonders wichtig ist, um jüngere Kundengruppen zu erreichen.
Praxistipp: Wie können Finanzplaner Vertrauen aufbauen?
- Social-Media-Präsenz ausbauen: Eine eigene, authentische Präsenz in sozialen Netzwerken ermöglicht es, gezielt jüngere Kundengruppen anzusprechen. Dies kann beispielsweise durch Informationsvideos, Webinare oder Blogbeiträge zu aktuellen Finanzthemen erfolgen.
- Offenheit gegenüber neuen Anlagetrends zeigen: Themen wie Kryptowährungen oder nachhaltige Investments sind in der Zielgruppe besonders populär. Finanzplaner sollten sich mit diesen Anlageklassen auseinandersetzen und in der Beratung anbieten, um eine höhere Beratungskompetenz zu demonstrieren.
- Beratungsinhalte anpassen: Jüngere Generationen legen großen Wert auf selbstbestimmtes Handeln und flexible Lösungen. Finanzplaner sollten Beratungsangebote entwickeln, die modular aufgebaut sind und auch digitale Formate umfassen.
Chancen und Risiken des Finfluencer-Marketings
Während Finfluencer durch ihre Reichweite und ihren direkten Zugang zu jüngeren Zielgruppen eine attraktive Plattform bieten, gibt es auch Risiken. Ein wesentlicher Punkt ist das mangelnde Bewusstsein für mögliche Interessenkonflikte, wenn Finfluencer Produkte gegen Vergütung empfehlen. Dies kann zu Fehlentscheidungen führen, wenn die Risiken nicht umfassend dargelegt werden. Eine weitere Gefahr liegt in der fehlenden Regulierung: Finfluencer sind aktuell nicht an die gleichen Vorschriften gebunden wie professionelle Finanzberater.
Hier können Finanz- und Nachfolgeplaner durch eigene Expertise und eine klare Positionierung punkten. Die BaFin hat bereits darauf hingewiesen, dass Finfluencer durch eine gezielte Aufsicht stärker reguliert werden könnten, um die Interessen von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu schützen.
Checkliste für Finanzplaner: So gehen Sie mit Finfluencern um
Maßnahme | Beschreibung | Rechtliche Grundlagen/Quellen |
---|---|---|
Aufklärung über Interessenkonflikte | Kunden darauf hinweisen, dass Finfluencer möglicherweise nicht immer objektiv beraten. Transparenz ist hier ein Schlüssel. | § 31 WpHG, Informationspflichten in der Finanzberatung |
Eigene Social-Media-Strategie | Aufbau einer Online-Präsenz, um jüngere Zielgruppen zu erreichen und seriöse Inhalte anzubieten. | Keine speziellen Regelungen – orientiert an allgemeinen Marketing-Standards |
Kooperationen mit Finfluencern prüfen | Seriöse Finfluencer können durch Kooperationen zur Stärkung der eigenen Markenpräsenz beitragen, sollten jedoch klare Regeln zur Offenlegung von Provisionen befolgen. | Richtlinien zur Offenlegung und Transparenz, z. B. § 15b Abs. 4 EStG |
Digitale Beratungslösungen anbieten | Aufbau einer Online-Plattform für Beratungsgespräche und Dokumentation. | Datenschutzrechtliche Vorschriften beachten (DSGVO) |
Anpassung der Anlagestrategien | Berücksichtigung neuer Anlageklassen wie Kryptowährungen und NFTs im Beratungsportfolio, um auf veränderte Kundenbedürfnisse einzugehen. | BaFin-Richtlinien zur Risikobewertung von Kryptowerten |
Mit diesen Maßnahmen können Finanz- und Nachfolgeplaner sicherstellen, dass sie die durch Finfluencer veränderten Anforderungen an die Beratung aktiv und kompetent umsetzen.
Hier der Link zur Studie der BaFin: https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2024/fa_bj_2409_Finfluencer.html