Beim Web-Seminar „Standesregeln FPSB – Beratung neu denken: Ethik und Praxis im Einklang“ diskutierten FPSB-Professionals am 18. November über die Zukunft qualitätsgesicherter Finanzplanung. Die Referenten Janko Laumann und Henning Krischke zeigten, warum Ethik und professionelle Standards längst mehr sind als formale Pflicht – sie sind Voraussetzung glaubwürdiger Beratung.
Die rund dreistündige Online-Veranstaltung widmete sich einem Kernanliegen des FPSB Deutschland: der Weiterentwicklung ethischer und fachlicher Standards in der Finanzberatung. Henning Krischke stellte gleich zu Beginn klar, dass die Standesregeln weit über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen. Sie sollen sicherstellen, „dass Finanzplanung mit einem gewissen beruflichen Standard erstellt wird“ und zugleich den Berufsstand stärken, wie er betonte .
Janko Laumann wiederum rückte die psychologische Dimension der Beratung in den Mittelpunkt. Klassische Ökonomielehrbücher blendeten viele reale Verhaltensmuster aus – Fairness, Kooperation, Prokrastination oder das Streben nach Glück. „Das sind alles Dinge, die in den alten Lehrbüchern nicht drin sind“, erläuterte Laumann und plädierte dafür, Erkenntnisse der Verhaltensökonomik konsequent in die Praxis zu übertragen .
Ein zentrales Thema war die Rolle der Ethikregeln, die als verbindlicher Kompass gelten. Sie umfassen u. a. Vorrang des Kundeninteresses, Integrität, Objektivität und Vertraulichkeit. Krischke formulierte es unmissverständlich: „Ethik ist keine Option, sondern Pflicht“ und stellt damit klar, dass professionelle Beratung ohne moralisches Fundament nicht denkbar ist .
Besonders anschaulich wurde es, als die Referenten anhand praktischer Fälle typische Dilemmata beleuchteten. Ein Beispiel: Eine Kundin versteht die Beratungssituation aufgrund sprachlicher Barrieren kaum. Soll die Beratung fortgesetzt werden? Laumann plädierte dafür, Verantwortung zu übernehmen und notfalls zu vertagen. „Der Termin findet nicht statt, wenn ich kein Wissen habe“, betonte er im Zusammenhang mit Kompetenz- und KI-Fragen .
Auch strukturelle Herausforderungen in Banken kamen zur Sprache: Zielvorgaben, Verkaufsdruck und eine Unternehmenskultur, die Fehlverhalten begünstigt. Laumann erinnerte daran, dass Lernen durch Beobachtung wirkt – auch im negativen Sinne. Führungskräfte und Organisationen prägten das Beratungsverhalten nachhaltig. Daher sei es entscheidend, klare Leitlinien zu setzen und Verstöße ernst zu nehmen .
Krischke ergänzte die systematische Einordnung: Die Standesregeln bündeln Ethikregeln, Praxisstandards, Berufsbilder und Grundsätze ordnungsgemäßer (Finanz-)Beratung. Sie folgen drei Zielen – Schutz der Kunden, Schutz der Zertifikatsträger und Sicherung der Integrität des Berufsstandes. Gerade weil der Begriff „Finanzplaner“ in Deutschland nicht geschützt ist, bestehe großer Aufklärungsbedarf .
Hintergrund
Die Standesregeln des FPSB Deutschland definieren ein umfassendes Qualitätsrahmenwerk für Finanzplanung und Themenberatung. Sie legen Mindeststandards fest, beschreiben Prozesse und verdeutlichen Erwartungen an Professionalität und Kompetenz. Verhaltenspsychologische Aspekte, rechtliche Anforderungen und die zunehmende Bedeutung Künstlicher Intelligenz verschärfen die Notwendigkeit eines klaren berufsethischen Rahmens.
Ausblick
Die Veranstaltung zeigte: FPSB-Professionals haben eine Schlüsselrolle im Spannungsfeld zwischen Regulierung, Kundenerwartungen und technologischem Wandel. Die Referenten riefen dazu auf, Standards aktiv zu leben und als Differenzierungsmerkmal im Markt zu nutzen. Weitere Seminare sollen folgen – mit dem Ziel, Ethik und Exzellenz künftig noch stärker in der täglichen Beratungspraxis zu verankern.