In der jüngsten Erhebung der Boston Consulting Group (BCG) wurde ein beachtliches Wachstum der globalen Vermögen auf rund 477 Billionen Dollar festgestellt – ein Zuwachs von 4,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese steigende Konzentration von Vermögen hat jedoch auch politische Begehrlichkeiten geweckt, insbesondere in Europa, wo die Besteuerung von Reichtum zunehmend im Fokus steht. Für Finanz- und Nachfolgeplaner bedeutet dies, sich frühzeitig mit neuen Steuerstrategien auseinanderzusetzen und Mandanten rechtzeitig darauf hinzuweisen.
Umfangreiche Steuerbelastungen können besonders bei der Vermögensnachfolge kritische Auswirkungen haben. Indem Finanzplaner umfassende und strategisch angelegte Planungen erstellen, helfen sie ihren Mandanten, ihr Vermögen steueroptimiert und rechtssicher an die nächste Generation zu übertragen. Die folgenden Länderbeispiele zeigen, wie wichtig es ist, sich über länderspezifische Besteuerungstrends und Anpassungen zu informieren:
Land | Besteuerungsansatz | Details und geplante Änderungen | Relevanz für Nachfolgeplanung |
---|---|---|---|
Schweiz | Erbschaftsteuer für Hochvermögende | Erbschaften über 50 Mio. CHF könnten mit bis zu 50 % besteuert werden; eine Rückwirkung ist angedacht. | Hohe Relevanz für Nachfolgestrategien, z. B. durch frühzeitige Schenkungen oder Stiftungslösungen. |
Österreich | Diskussion zur Wiedereinführung der Erbschaftsteuer | Erbschaftsteuer vor Jahren abgeschafft, aktuelle Diskussion über Wiedereinführung. | Notwendigkeit für frühzeitige Planung und Anpassung bestehender Nachfolgeregelungen. |
Italien | Pauschalsteuer auf Auslandseinkommen verdoppelt | Verdopplung der Steuer für im Ausland erzielte Einkünfte, 2017 eingeführt, jetzt verschärft. | Einfluss auf Wohnsitzwahl und Gestaltung der steuerlichen Struktur bei internationalen Einkünften. |
Großbritannien | Steuervergünstigungen für ausländische Vermögende streichen | Neue Regierung plant, steuerliche Vorteile für reiche Ausländer abzuschaffen. | Einfluss auf Investitionsstrategien und Nachfolgeplanung, besonders bei internationalen Mandanten. |
Deutschland: Entwicklungen bei der Besteuerung von Vermögen und Erbschaft
In Deutschland ist eine Vermögensteuer aktuell kein vorrangiges politisches Thema, dennoch gibt es Bestrebungen zur Anpassung bestehender Steuerregelungen. Die Änderungen im Bereich der Erbschaftsteuer und der Wegzugsbesteuerung könnten weitreichende Folgen für vermögende Privatpersonen und Unternehmer haben:
- Betriebsvermögensbegünstigung: Es wird über eine Anpassung diskutiert, die eine Begrenzung der Begünstigung vorsieht, um potenzielle Steuervorteile bei Unternehmensübergaben zu reduzieren. Nachfolgeplaner sollten in solchen Fällen bereits im Vorfeld alternative Gestaltungsmodelle prüfen, wie etwa die schrittweise Übertragung des Betriebsvermögens an Familienmitglieder.
- Grundsteuerreform: Im Rahmen der Reform wurden etwa 35 Millionen Grundstücke neu bewertet. Durch die angepassten Verkehrswerte könnten Eigentümer eine erhöhte Steuerlast spüren. Es bleibt abzuwarten, ob diese Neubewertungen langfristig zu einer Neuauflage der Vermögensteuer führen könnten.
Praxisorientierte Ansätze für Finanz- und Nachfolgeplaner
Die sich abzeichnenden Steueränderungen in Deutschland und anderen Ländern fordern von Finanz- und Nachfolgeplanern eine proaktive Herangehensweise, um ihre Mandanten optimal aufzustellen. Hier sind einige Strategien, um den Mandanten praxisnahe Lösungen zu bieten:
- Internationale Steueroptimierung und Wohnsitzwahl
Die Wahl des steuerlichen Wohnsitzes kann in vielen Fällen erhebliche Vorteile bieten, insbesondere für vermögende Mandanten mit internationalem Hintergrund. So könnten Mandanten aus Ländern wie Großbritannien oder der Schweiz, in denen hohe Erbschafts- oder Vermögensteuern drohen, von Wohnsitzverlagerungen in Länder mit weniger strengen Steuerregelungen profitieren. Finanzplaner sollten länderspezifische Besonderheiten wie die Wegzugsbesteuerung oder eine mögliche Doppelbesteuerung im Blick haben und rechtzeitig über alternative Lösungen informieren. - Familienstiftungen und Trusts als strategische Vermögensstrukturen
Ein Modell, das bei der Nachfolgeplanung zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die Einrichtung von Familienstiftungen oder Trusts. Diese Strukturen ermöglichen es, das Familienvermögen langfristig und generationsübergreifend abzusichern. In Deutschland sind Familienstiftungen zwar nicht vollständig steuerfrei, bieten jedoch Vorteile hinsichtlich der Reduktion der Erbschaftsteuer. Insbesondere für Mandanten mit erheblichen Unternehmensbeteiligungen kann eine Stiftung eine attraktive Möglichkeit sein, um Steuerlasten bei der Übergabe des Vermögens zu reduzieren. - Optimierung der Betriebsvermögensbegünstigung
Die Übertragung von Betriebsvermögen auf die nächste Generation kann erhebliche Steuererleichterungen bieten. Diese Vorteile könnten jedoch durch Gesetzesänderungen eingeschränkt werden. Um langfristige Nachteile zu vermeiden, sollten Nachfolgeplaner mit ihren Mandanten klären, ob eine vorgezogene Übergabe sinnvoll sein könnte und ob dadurch steuerliche Begünstigungen optimal genutzt werden. - Regelmäßige Aktualisierung und Prüfung bestehender Nachfolgepläne
Da steuerliche Rahmenbedingungen einem ständigen Wandel unterliegen, ist eine laufende Aktualisierung der Nachfolgeplanung essenziell. Finanzplaner sollten gemeinsam mit ihren Mandanten die bestehenden Regelungen regelmäßig überprüfen und auf mögliche Anpassungen durch Gesetzesänderungen vorbereiten. Hierbei ist es auch sinnvoll, alternative Modelle für die Nachfolge vorzubereiten, die im Bedarfsfall rasch umgesetzt werden können.
Checkliste für die strategische Nachfolgeplanung
Schritt | Beschreibung | Relevante Quelle |
---|---|---|
Analyse der steuerlichen Situation | Steuerlast und eventuelle Begünstigungen prüfen, um individuelle Strategien zu entwickeln. | BCG Vermögensstudie |
Internationale Steuerstruktur | Prüfung von Steueroptimierungsoptionen und Wohnsitzverlagerungen für internationale Mandanten. | OECD Steuerbericht |
Stiftungs- und Trustmodelle | Beratung zur langfristigen Absicherung des Vermögens in Form von Trusts oder Stiftungen. | Deutscher Stiftungsbericht |
Anpassung der Betriebsvermögensnachfolge | Optimale Nutzung der Begünstigungen für Betriebsvermögen und frühzeitige Planung der Übergabe. | BMF-Schreiben zur Erbschaftsteuer |
Gesetzesänderungen überwachen | Mandanten rechtzeitig über neue steuerliche Änderungen informieren und Strategien anpassen. | Finanzministerium Deutschland |
Fazit
Die zunehmende Besteuerung von Vermögen auf internationaler Ebene zeigt, wie wichtig es ist, als Finanz- und Nachfolgeplaner umfassend informiert zu sein und vorausschauend zu handeln. Mit einem strategischen und anpassungsfähigen Ansatz können sie sicherstellen, dass ihre Mandanten bestmöglich auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet sind und das Vermögen optimal und rechtssicher an die nächste Generation übergeht. Die komplexen steuerlichen Rahmenbedingungen erfordern individuelle Lösungen, die langfristig Bestand haben und die finanzielle Sicherheit der Mandanten gewährleisten.