
Im Jahr 2024 sind die Sterbefallzahlen in Deutschland erstmals seit 2019 erneut signifikant gesunken. Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes starben im vergangenen Jahr etwa 1,0 Millionen Menschen, was einem Rückgang von 2,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dieser Trend trotz des demografischen Alterungseffekts birgt sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Finanz- und Nachfolgeplaner.
Hintergründe des Trends
- Demografischer Wandel und steigende Lebenserwartung Der kontinuierlich steigende Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung erhöht seit Jahren die Erwartung steigender Sterbefallzahlen. Gleichzeitig hat die Lebenserwartung, die in den Pandemiejahren 2020 bis 2022 gesunken war, ab 2023 wieder zugenommen. Dieser sogenannte Aufholeffekt bei der Lebenserwartung hat sich auch 2024 fortgesetzt und dürfte wesentlich zum aktuellen Rückgang beigetragen haben.
- Saisonale Effekte und pandemiebedingte Einflüsse Die Sterbefallzahlen 2024 blieben in vielen Monaten unter den Vergleichswerten der vier Vorjahre (2020 bis 2023). Besonders im Dezember 2024 war mit einem Minus von 15 % eine bemerkenswerte Rückkehr zu den vorpandemischen saisonalen Mustern erkennbar. Diese Entwicklungen sind auch auf den rückläufigen Einfluss saisonaler Grippewellen und anderer Atemwegserkrankungen zurückzuführen.
Relevanz für die Finanz- und Nachfolgeplanung
Die aktuelle Sterbestatistik hat direkte Auswirkungen auf mehrere Aspekte der Finanz- und Nachfolgeplanung:
- Verkürzte Bearbeitungszeiten bei Erbfällen Der geringere Anstieg von Sterbefällen bedeutet für Nachlassgerichte und Testamentsvollstrecker eine potenziell entlastete Verwaltung. Finanzplaner können dies nutzen, um Mandanten frühzeitig auf eine strukturierte Nachfolgeplanung vorzubereiten.
- Langfristige Absicherung in Familienstrukturen Der Rückgang der Sterbefallzahlen und die steigende Lebenserwartung verdeutlichen die Notwendigkeit, langjährige finanzielle Absicherungen – etwa in Form von Renten oder Pflegeversicherungen – zu überprüfen und anzupassen.
- Vermögensübergabe bei verlängerter Lebenserwartung Eine höhere Lebenserwartung kann die geplante Übergabe von Vermögenswerten verzögern. Dies erfordert flexible Strategien, beispielsweise durch vorgezogene Schenkungen unter Nutzung steuerlicher Freibeträge.
Checkliste: Sterbefallzahlen und Nachfolgeplanung
Schritt | Erläuterung | Rechtliche Quellen |
---|---|---|
1. Datenlage prüfen | Regelmäßige Analyse aktueller demografischer und statistischer Daten zur Bevölkerungsentwicklung. | Statistisches Bundesamt, § 235 FamFG |
2. Pflegekosten kalkulieren | Längere Pflegephasen einkalkulieren und Versicherungsbedarf überprüfen. | SGB XI, BGH-Urteile zu Pflegekosten |
3. Vermögensübergabe planen | Nutzung von Schenkungsfreibeträgen und Erstellung eines klaren Nachlassplans. | §§ 13a, 13b ErbStG |
4. Notfallplanung erstellen | Testamente, Vollmachten und Verfügungen auf Aktualität prüfen. | §§ 1896 ff. BGB, §§ 2247 ff. BGB |
5. Mandanten regelmäßig beraten | Jahresgespräche einplanen, um finanzielle Strategien an geänderte Lebensumstände anzupassen. | Empfehlungen des FPSB und des Deutschen Notarvereins |
Fazit
Die sinkenden Sterbefallzahlen 2024 bieten eine wertvolle Gelegenheit, bestehende Finanz- und Nachfolgepläne zu optimieren. Die stetig steigende Lebenserwartung und der demografische Wandel erfordern flexible und zukunftsorientierte Strategien. Finanz- und Nachfolgeplaner sollten sich aktiv mit diesen Entwicklungen auseinandersetzen, um ihren Mandanten umfassende Lösungen anzubieten.