Die aktuelle BVR-Umfrage zeigt: Der Finanzbedarf der privaten Haushalte wächst schneller als ihre Sparkraft – 2025 lag die monatliche Sparzielgröße bei 298 €, das tatsächliche Sparverhalten betrug nur 192 €, was einer Lücke von 106 € entspricht. Diese Entwicklung verdeutlicht eine wachsende Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität – und damit eine zunehmende Vorsorgelücke für Altersversorgung und Rücklagen.
Als Finanz- und Nachfolgeplaner liegt Ihre zentrale Aufgabe darin, diese Lücke nicht nur zu identifizieren, sondern planvoll und rechtssicher zu schließen – mit klaren Strukturen, aktueller fachlicher Expertise und konkret umsetzbaren Handlungsschritten.
Praxisbeispiele strukturierter Vorsorgeberatung
Mittelstandsfamilie, 45+
Mittleres Einkommen, bisherige Unterschätzung zukünftiger Verpflichtungen (z. B. Pflegebedarf, Studienfinanzierung). Mit strukturierter Projektion der Ausgabenentwicklung und gezieltem Mix aus bAV und privater Vorsorge konnte eine Lücke von monatlich 150 € durch einen stufenweisen Einstieg in ETFs und bAV geschlossen werden.
Selbständige/r Freiberufler/in
Fehlende Zugangsmöglichkeiten zur Sozialversicherung erhöht Risiko bei Unfall oder Altersarmut. Kombination aus Basisrente (Rürup), kapitalgedeckten Fonds und freiwilliger Betriebsrente sichert langfristig das Vorsorgedefizit ab.
Werterhaltende Unternehmensnachfolge
Betrieb übergibt an nächste Generation – Liquiditätsbedarf für Erbschaftsteuerlast, Versorgung des/der Übergebenden. Finanzierungsstruktur über Versicherungsvehikel (Lebensversicherung betriebsbezogen) plus Notfallreserve. Ergebnis: Ausgleich der Belastung, Sicherstellung des Weiterbetriebs, steuerlich optimiert.
Kleiner Einkommenshaushalt
Sparziele existieren, aber das Budget reicht nicht aus. Nutzbarmachung staatlicher Förderung: Riester-Zulagen bei niedrigen Beiträgen, unkompliziert und effektiv – Beispiel ergibt Zuschuss von über 200 €/Jahr ohne große Eigeninvestition.
KMU-Betriebsrat/Vorstand
Einführung einer attraktiven bAV für Beschäftigte – Steuervorteile, Mitarbeiterbindung, Risikominimierung. Umsetzung über bAV-Pools, rechtliche Dokumentation und regelmäßige Kommunikation als Teil der Unternehmensnachfolge.
Aktuelle Marktdaten und Rahmenbedingungen
- Sparquoten und Vermögen: 2024 stieg das Geldvermögen auf ca. 8.174 Mrd. € (+7,3 %), Sparquote stabil bei ca. 10,3 %.
- Demografische Belastungen: Altersquotient steigt – 2023 bei ca. 37,9 %, bis 2030 etwa 45 %, bis 2040 knapp 49 %.
- Rentenreformen 2025: Kabinett beschloss Stabilisierung des Rentenniveaus, vollständige Gleichstellung der Kindererziehungszeiten, Weiterentwicklung des Betriebsrentenstärkungs-Gesetzes.
Gesetzliche Rahmenbedingungen 2024/2025
- Rentenpaket 2025: Stabilisierungsmechanismen, gestärkte bAV-Teilnahme.
- Riester-Reform: Reformvorschläge vorhanden, Umsetzung stockt.
- Basisrente (Rürup): Steuerlich absetzbar, ideal für Selbständige und hohe Einkommen.
- bAV-Recht: Anspruch der Arbeitnehmer seit 2002, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Vorteile.
Handlungsempfehlungen für die Praxis
- Haushalts- und Unternehmensanalyse zur Ermittlung der monatlichen Lücke.
- Prüfung des Drei-Säulen-Modells: gesetzliche Rente, bAV, private Vorsorge.
- Nutzung staatlicher Förderungen (bAV, Riester, Rürup).
- Dokumentation und Compliance: Beratungspflichten, Schriftform, Widerrufsbelehrungen.
- Jährliche Überprüfung und Anpassung an Markt- und Lebensveränderungen.
- Berücksichtigung von Nachfolge- und Steueraspekten in der Liquiditätsplanung.
Fazit
Die Lücke zwischen Sparfähigkeit und -bedürfnis ist real, wächst kontinuierlich und verlangt nach strukturierten, rechtlich fundierten Lösungen. Disziplin allein reicht nicht – eine klare, individuell angepasste Strategie ist entscheidend. Professionelle Beratung schafft nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern auch Vertrauen und langfristige Stabilität.
Anhang A – Handlungsschritte
| Nr. | Schritt |
|---|---|
| 1 | Haushalts- / Unternehmensanalyse (Sparbedarf vs. -leistung) |
| 2 | Fördermöglichkeiten identifizieren |
| 3 | Vorsorgemix entwickeln (gesetzlich, bAV, Riester, Rürup) |
| 4 | Planung dokumentieren |
| 5 | Steuerliche Vorteile nutzen |
| 6 | Jährliches Monitoring etablieren |
| 7 | Anpassung bei Gesetzesänderungen |
| 8 | Nachfolge individuell strukturieren |
| 9 | Mandanten informieren |
| 10 | Dokumentationspflichten erfüllen |
Anhang B – Rechtliche Quellen
| Rechtsquelle / Regulierung | Fundstelle |
|---|---|
| BVR-Studie Sparlücke 2025 | bvr.de |
| Sparquote, Geldvermögen 2024 | bvr.de |
| Demografie & Rentenquotient | destatis.de |
| Rentenpaket 2025 | bmas.de |
| Basisrente | deutsche-rentenversicherung.de |
| Riester-Reformstatus 2025 | finanztip.de |
| bAV 2025 | finanz-kompass.de |
Anhang C – Praxisimplikationen
- Sparlücke erfordert systematische Beratung.
- Demografischer Druck zwingt zu privater und betrieblicher Vorsorge.
- Gesetzeslage instabil – flexible Planung notwendig.
- Kombination von gesetzlichen, steuerlichen und betrieblichen Instrumenten entscheidend.
- Nachfolgegestaltung verlangt Liquiditäts- und Dokumentationsplanung.