
Ein Weckruf für Beraterinnen und Berater in der Finanz- und Nachfolgeplanung
Die Altersvorsorge vieler Deutscher steht auf wackeligen Beinen. Eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Postbank verdeutlicht, was viele Finanzplaner in der Praxis längst erleben: Die Mehrheit der Erwerbstätigen glaubt nicht daran, dass die gesetzliche Rente ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Besonders dramatisch: Über 54 % der Befragten geben an, im Alter weiterarbeiten zu wollen – bis zu ihrem 70. Lebensjahr.
Gesellschaftlicher Trend oder individuelles Scheitern?
Diese Entwicklung ist nicht bloß Ausdruck einer alternden Gesellschaft – sie ist ein Alarmsignal für die strukturelle Unzulänglichkeit der Altersvorsorge in Deutschland.
Finanzielle Fehlentscheidungen, fehlende Beratung, mangelndes Finanzwissen und politische Unsicherheiten verschärfen die Lage. Das Vertrauen in staatliche Lösungen schwindet – über 57 % der Befragten bezweifeln die Wirksamkeit politischer Rentenstabilisierungspläne.
Gleichzeitig steigen die Erwartungen an individuelle Verantwortung. Die Botschaft zwischen den Zeilen ist klar:
Wer sich nicht frühzeitig kümmert, zahlt später doppelt – mit Lebenszeit, Einschränkungen und psychischem Druck.
Aufgabe und Haltung: Die Rolle von Finanzplanerinnen und -planern
Für Finanz- und Nachfolgeplanerinnen und -planer ergeben sich daraus drei zentrale Handlungsfelder:
- Frühzeitige Aufklärung:
Klienten müssen frühzeitig verstehen, dass gesetzliche Rentenansprüche alleine nicht ausreichen. Es braucht eine verständliche und belastbare Analyse sämtlicher Vorsorgebausteine – und zwar nicht erst kurz vor dem Ruhestand. - Ganzheitliche Planung statt Produktverkauf:
Altersvorsorge ist mehr als eine Rentenversicherung oder ein ETF-Sparplan. Sie ist ein integriertes System aus Liquiditätsbedarf, steuerlicher Optimierung, Vermögensstruktur, Absicherung, rechtlicher Gestaltung und familiären Zielen.
Wer hier fragmentarisch plant, schafft Risiken – nicht Lösungen. - Professionalisierung durch zertifizierte Standards:
Gerade in einem Umfeld wachsender Unsicherheit braucht es nachvollziehbare, standardisierte Methoden. FPSB-Professionals®, insbesondere CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professionals (CFP®), bieten hier Orientierung.
Ihre Beratung ist unabhängig, methodisch geprüft und von internationalen Standards getragen – und genau das, was in der heutigen Zeit gefragt ist.
Handlungsempfehlung: Beratungsprozess anpassen
Für Berater bedeutet das konkret:
- Rentenlücken als zentrales Beratungselement verankern – inklusive Transparenz zu Steuereffekten, Inflation, und biometrischen Risiken.
- Modellrechnungen mit Szenarienarbeit kombinieren – “Was wäre, wenn …?” wird zum Schlüssel für persönliche Entscheidungen.
- Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen professionalisieren – etwa mit Steuerberatern und Rechtsanwälten zur Strukturierung komplexer Vermögenswerte.
- Digitale Tools einsetzen – zur Visualisierung, Simulation und Dokumentation von Ruhestandsplänen.
Fazit: Finanzplanung ist kein Luxus – sie ist Notwendigkeit
Wer heute seine finanzielle Zukunft dem Zufall überlässt, wird morgen überarbeitet statt im Ruhestand sein.
Finanzplanung ist kein reines Vermögensmanagement – sie ist Lebensgestaltung.