In der Finanz- und Nachfolgeplanung ist es oft schwer, Entscheidungen zu treffen. Es geht nicht nur um Zahlen, sondern auch um rechtliche, steuerliche und familiäre Aspekte, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Die FORDEC-Methode bietet einen strukturierten Ansatz, um in solchen Situationen systematisch und nachvollziehbar Entscheidungen zu treffen. Ursprünglich aus der Luftfahrt stammend, hat sich diese Methode auch in vielen anderen Bereichen bewährt – insbesondere dort, wo klare, rationale Entscheidungen unter Unsicherheiten erforderlich sind.
Die sechs Schritte der FORDEC-Methode
Die FORDEC-Methode folgt einem klaren Ablauf, der den Entscheidungsprozess in sechs Stufen unterteilt. Dadurch wird sichergestellt, dass keine wesentlichen Aspekte übersehen werden und eine fundierte, langfristig tragfähige Entscheidung getroffen werden kann.
1. Fakten sammeln (Facts)
Jede fundierte Entscheidung beginnt mit einer gründlichen Analyse der Ausgangssituation. In der Finanz- und Nachfolgeplanung umfasst dies die systematische Erfassung aller relevanten Vermögenswerte, Verbindlichkeiten, steuerlichen Rahmenbedingungen sowie rechtlichen und wirtschaftlichen Faktoren. Dabei sollten sowohl quantitative als auch qualitative Informationen berücksichtigt werden.
Es ist entscheidend, die Quellen dieser Informationen genau zu prüfen und sicherzustellen, dass sie aktuell und zuverlässig sind. Fehlende oder fehlerhafte Informationen können dazu führen, dass der gesamte Entscheidungsprozess auf einer falschen Grundlage basiert. In dieser Phase ist eine enge Zusammenarbeit mit Experten, wie Steuerberatern oder Rechtsanwälten, essenziell, um eine umfassende Sicht auf die Ausgangslage zu erhalten.
2. Handlungsoptionen entwickeln (Options)
Nach der Bestandsaufnahme müssen verschiedene mögliche Lösungsansätze erarbeitet werden. Eine strukturierte Herangehensweise hilft dabei, sowohl konventionelle als auch innovative Lösungen in Betracht zu ziehen. Wichtig ist hierbei, alle relevanten Optionen systematisch zu durchdenken und nicht vorschnell eine bestimmte Strategie zu bevorzugen.
Ein entscheidender Faktor ist, dass die Handlungsoptionen realistisch und umsetzbar sind. Dies bedeutet, dass neben den finanziellen Aspekten auch rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen. Eine fundierte Alternativenbewertung ermöglicht es, eine breitere Entscheidungsbasis zu schaffen und nicht unbewusst vielversprechende Ansätze zu verwerfen.
3. Risiken und Vorteile bewerten (Risks & Benefits)
Jede Option bringt sowohl Chancen als auch Risiken mit sich. Ein zentraler Bestandteil dieses Schrittes ist die systematische Gegenüberstellung der möglichen Vorteile und Nachteile jeder Handlungsalternative. Dabei sind nicht nur finanzielle Auswirkungen zu berücksichtigen, sondern auch langfristige rechtliche und steuerliche Folgen.
Hierbei ist es sinnvoll, eine differenzierte Betrachtung vorzunehmen: Welche kurz- und langfristigen Effekte ergeben sich aus den jeweiligen Optionen? Wie hoch ist das Risiko von unvorhergesehenen Problemen, und welche Maßnahmen können ergriffen werden, um diese zu minimieren? Auch die emotionale und familiäre Dimension sollte in diesem Kontext nicht vernachlässigt werden, insbesondere wenn es um Nachfolgeregelungen oder Vermögensübertragungen geht.
4. Entscheidung treffen (Decision)
Sobald alle relevanten Faktoren bewertet wurden, muss eine fundierte Entscheidung getroffen werden. Dieser Schritt erfordert Klarheit und Entschlossenheit, da Verzögerungen oder Unentschlossenheit zu unerwünschten Konsequenzen führen können. Besonders in der Finanz- und Nachfolgeplanung können falsche oder zu spät getroffene Entscheidungen erhebliche steuerliche oder wirtschaftliche Nachteile mit sich bringen.
Eine fundierte Entscheidung sollte nachvollziehbar und gut dokumentiert sein. Das bedeutet, dass die gewählte Strategie nicht nur für den Entscheider selbst verständlich sein muss, sondern auch für Dritte, wie Steuerberater, Rechtsanwälte oder Familienangehörige. Eine transparente Entscheidungsfindung erhöht die Akzeptanz und erleichtert die spätere Umsetzung.
5. Umsetzung planen (Execution)
Die beste Entscheidung bringt wenig, wenn sie nicht konsequent umgesetzt wird. Deshalb ist es essenziell, einen detaillierten Plan für die Umsetzung zu entwickeln. Dieser sollte klare Verantwortlichkeiten definieren, einen realistischen Zeitplan enthalten und mögliche Hürden frühzeitig identifizieren.
Ein strukturierter Umsetzungsplan erleichtert es, den Fortschritt regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Insbesondere in der Nachfolgeplanung, bei der häufig viele Parteien involviert sind, kann eine präzise Abstimmung zwischen allen Beteiligten helfen, Missverständnisse zu vermeiden und das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
6. Ergebnisse überprüfen (Check)
Auch nach der Umsetzung sollte regelmäßig überprüft werden, ob die gesetzten Ziele erreicht wurden. Die Finanz- und Nachfolgeplanung ist ein dynamischer Prozess, bei dem sich äußere Rahmenbedingungen – beispielsweise durch Gesetzesänderungen oder wirtschaftliche Entwicklungen – verändern können. Eine regelmäßige Erfolgskontrolle stellt sicher, dass die getroffene Entscheidung weiterhin sinnvoll ist und gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen werden können.
Ein strukturierter Review-Prozess hilft dabei, aus vergangenen Entscheidungen zu lernen und zukünftige Prozesse weiter zu optimieren. Falls sich herausstellt, dass die gewählte Strategie nicht die gewünschten Ergebnisse bringt, sollte frühzeitig über alternative Maßnahmen nachgedacht werden. Flexibilität ist hierbei entscheidend, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Fazit
Die FORDEC-Methode bietet Finanz- und Nachfolgeplanern einen bewährten, strukturierten Ansatz zur Entscheidungsfindung. Durch die klare Unterteilung in sechs Schritte wird sichergestellt, dass Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage getroffen werden und alle relevanten Aspekte systematisch berücksichtigt werden. In einem komplexen Umfeld, in dem finanzielle, rechtliche und steuerliche Fragestellungen ineinandergreifen, trägt die FORDEC-Methode dazu bei, Fehler zu vermeiden, Entscheidungsprozesse zu optimieren und langfristig tragfähige Lösungen zu entwickeln.