
Mit dem Übergang in den Ruhestand stehen viele Menschen vor finanziellen Entscheidungen, die den Rest ihres Lebens prägen können. Gerade in den 60ern gilt es, strategische Fehler zu vermeiden, um den finanziellen Spielraum zu sichern und langfristige Planungssicherheit zu gewährleisten. Hier sind fünf häufige Fallstricke und bewährte Strategien, um sie zu umgehen.
1. Den Wertpapier-Sparplan voreilig stilllegen
Viele Anleger gehen nach der „15-Jahres-Regel“ davon aus, dass Aktieninvestitionen nur dann sinnvoll sind, wenn das Geld mindestens 15 Jahre angelegt bleibt. Wer mit Anfang 60 in Rente geht, könnte deshalb auf die Idee kommen, den Wertpapier-Sparplan einzustellen. Doch das ist oft ein Trugschluss.
Warum weiter investieren?
- Selbst mit 65 kann ein frisch investierter Betrag bis 80+ Jahren Erträge generieren.
- Der Kapitalverzehr beginnt oft erst mit 70 oder später – Kapital, das nicht benötigt wird, sollte weiter Rendite erwirtschaften.
- Wer in den 60ern nicht spart, könnte eine Rentenlücke in den 70ern und 80ern riskieren.
Steuerlicher Hinweis:
- Gewinne aus Wertpapieren unterliegen der Abgeltungsteuer (25 % zzgl. Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer).
- Wer in der Entnahmephase mit niedrigerem Einkommen ist, kann von einer günstigeren Besteuerung profitieren.
- Alternativen für den Ruhestand: Entnahmepläne mit Teilfreistellung, um die Steuerlast zu optimieren.
Lösung:
- Weiterhin in Wertpapiere investieren, solange Kapital nicht kurzfristig benötigt wird.
- Flexible Entnahmestrategie entwickeln (z. B. 4 %-Regel, Entnahmepläne oder steueroptimierte Fondsentnahmen).
2. Die Immobilie als Altersvorsorge überschätzen
Ein weitverbreiteter Irrtum: Die eigene Immobilie sei eine sichere Altersvorsorge. Doch oft stellt sich heraus, dass sie mehr Belastung als Sicherheit bringt.
Typische Fehler:
- Die Wohnsituation ist nicht altersgerecht (Treppen, hohe Instandhaltungskosten, Abhängigkeit vom Auto).
- Die Kinder wollen die Immobilie nicht übernehmen.
- Hohe Instandhaltungskosten werden unterschätzt.
Steuerlicher Hinweis:
- Verkauf der selbstgenutzten Immobilie nach zehn Jahren steuerfrei, ansonsten Spekulationssteuer beachten.
- Leibrente als Alternative: Steuerlich begünstigt, wenn sie als monatliche Rente ausgezahlt wird.
Lösung:
- Frühzeitig prüfen, ob die Immobilie altersgerecht ist.
- Alternativen wie den Verkauf oder eine Leibrente in Betracht ziehen.
- Falls die Immobilie gehalten wird, finanzielle Rücklagen für Instandhaltung einplanen.
3. Mit zu hohem Lebensstandard in den Ruhestand übergehen
Ein steigendes Einkommen führt oft zu einem wachsenden Lebensstil. Doch wer in den 60ern zu hohe Fixkosten hat, könnte im Ruhestand eine böse Überraschung erleben.
Typische Risiken:
- Hohe laufende Kosten (Luxusgüter, teure Abonnements, Reisen).
- Unterschätzung der Renteneinbußen.
- Erhöhte Entnahme aus Kapitalanlagen, die das Vermögen zu schnell schrumpfen lässt.
Steuerlicher Hinweis:
- Besteuerung der gesetzlichen Rente: Anteil der steuerpflichtigen Rente steigt jährlich an.
- Wer in der Entnahmephase Kapitalerträge bezieht, kann diese mit Sparer-Pauschbetrag und Teilfreistellungen optimieren.
Lösung:
- Eine realistische Ruhestandsplanung mit verschiedenen Einkommensszenarien durchführen.
- Sparquote beibehalten und laufende Kosten schon vor Renteneintritt anpassen.
- Teilweiser Rentenbezug prüfen, um steuerliche Vorteile mitzunehmen (z. B. Teilrente ab 63).
4. Wichtige Verfügungen und Vollmachten aufschieben
In den 60ern sind Vorsorgevollmachten, Patientenverfügungen und Testamente essenziell. Wer hier nicht rechtzeitig handelt, riskiert im Ernstfall hohe Kosten und rechtliche Probleme für Angehörige.
Notwendige Dokumente:
✅ Vorsorgevollmacht: Wer entscheidet, falls man selbst nicht mehr handlungsfähig ist?
✅ Patientenverfügung: Welche medizinischen Maßnahmen sind gewünscht oder ausgeschlossen?
✅ Testament: Klare Regelung der Erbfolge, um Streit zu vermeiden.
Erbschaftsteuerliche Hinweise:
- Steuerfreibeträge nutzen: Ehepartner 500.000 EUR, Kinder 400.000 EUR.
- Schenkungen prüfen: Alle zehn Jahre können steuerfreie Übertragungen erfolgen.
Lösung:
- Rechtzeitig alle Dokumente mit einem Anwalt oder Notar erstellen.
- Regelmäßig überprüfen und ggf. anpassen.
5. Finanzielle Kompetenz überschätzen und zu hohe Risiken eingehen
Viele Anleger haben Jahrzehnte an Börsenerfahrung – doch Selbstüberschätzung kann gefährlich sein. Wer in den 60ern plötzlich auf spekulative Einzelaktien oder hochriskante Investments setzt, könnte sein Vermögen unnötig gefährden.
Typische Risiken:
- Unbesicherte Kredite für riskante Investitionen.
- Übermäßige Konzentration auf eine einzelne Aktie oder Branche.
- Unzureichende Diversifikation.
Alternative Investments für den Ruhestand:
- Mischfonds oder Multi-Asset-Fonds für stabilere Renditen.
- Lebenslange Rentenversicherungen zur Absicherung gegen Langlebigkeitsrisiko.
Lösung:
- An bewährten Strategien wie breit diversifizierten ETFs festhalten.
- Nicht versuchen, kurzfristig hohe Gewinne zu erzielen – der Fokus sollte auf Kapitalerhalt liegen.
- Falls spekuliert wird, dann nur mit einem kleinen Teil des Portfolios („Spielgeld“).
Checkliste: Finanzielle Sicherheit in den 60ern
Thema | Praktische Maßnahme | Quelle/Referenz |
---|---|---|
ETF-Sparplan fortführen | Investitionen nicht voreilig stoppen, flexible Entnahmestrategie entwickeln | BVI, Verbraucherzentrale |
Immobilie prüfen | Barrierefreiheit prüfen, Verkauf/Leibrente in Betracht ziehen | Deutsches Institut für Altersvorsorge |
Lebensstandard anpassen | Fixkosten analysieren, Budget für den Ruhestand optimieren | Statistisches Bundesamt |
Vorsorgevollmachten & Testament | Notwendige Dokumente mit Anwalt/Notar regeln | Bundesnotarkammer |
Steuerliche Optimierung | Freibeträge nutzen, steueroptimierte Entnahmen planen | Bundesfinanzministerium |
Anlagestrategie anpassen | Diversifikation erhalten, spekulative Risiken vermeiden | BaFin, Stiftung Warentest |
Fazit
Die 60er sind eine entscheidende Dekade für die finanzielle Zukunft. Wer vorausschauend plant, Fehler vermeidet und flexibel bleibt, kann seinen Ruhestand sorgenfrei genießen. Es lohnt sich, die Weichen frühzeitig richtig zu stellen – für mehr Sicherheit und finanzielle Freiheit in den kommenden Jahrzehnten.