Wenn Übergabe zur strategischen Aufgabe wird
Unternehmensnachfolge ist kein Ereignis, sondern ein Prozess – und einer der sensibelsten im Lebenszyklus eines Unternehmens. Im Rahmen des IFFUN-WebSeminars am 5. November 2025 erläuterte Rechtsanwalt, Notar und Steuerberater Ulf Gibhardt von der Kanzlei Graf von Westfalen, worauf es bei Planung, Gestaltung und Umsetzung wirklich ankommt – und warum der richtige Zeitpunkt häufig früher ist, als viele denken.
Vom Lebenswerk zur Zukunftssicherung
Gerade im Mittelstand bedeutet Nachfolge nicht nur Vermögensübertragung, sondern auch den Übergang von Verantwortung, Kultur und Kundenbeziehungen. „Wer zu spät plant, verliert Handlungsoptionen – wer früh beginnt, schafft Gestaltungsspielraum“, betonte Gibhardt. Die Nachfolge sei dabei immer ein Dreiklang aus rechtlichen, steuerlichen und familiären Überlegungen.
Im Zentrum des Seminars stand die Frage, wie Unternehmerinnen und Unternehmer eine Nachfolge so strukturieren, dass sie sowohl rechtlich belastbar als auch steuerlich optimiert ist. Gibhardt verdeutlichte an Fallbeispielen, welche Instrumente der Unternehmensübertragung – von Schenkungen über Gesellschaftsanteilsverkäufe bis zu Stiftungsmodellen – in unterschiedlichen Konstellationen sinnvoll sind.
Steuerliche und emotionale Balance
Neben juristischer Präzision spielte auch der menschliche Faktor eine zentrale Rolle. Viele Nachfolgen scheitern nicht an Paragrafen, sondern an unausgesprochenen Erwartungen oder Konflikten innerhalb der Familie. Eine klare Kommunikation sei deshalb ebenso wichtig wie eine strukturierte Dokumentation. Gibhardt riet dazu, frühzeitig Beraterteams aus Steuerexpert:innen, Jurist:innen und gegebenenfalls Vermögensplaner:innen einzubinden.
„Nachfolgeplanung ist Teamarbeit – und sie beginnt nicht beim Testament, sondern beim ersten Gespräch über Werte und Ziele“, so Gibhardt weiter. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Einblicke in aktuelle steuerliche Entwicklungen, etwa zur Bewertung von Betriebsvermögen oder zur Reform der Erbschaftsteuer.
Bedeutung für Beratung und Private Banking
Für Beraterinnen und Berater im Private Banking sowie FPSB-Professionals® bot das Webinar wertvolle Orientierung: Die Nachfolgeplanung bleibt einer der zentralen Beratungsschwerpunkte der kommenden Jahre. Vermögensstruktur, Familienstrategie und Nachfolgegestaltung werden zunehmend integrativ betrachtet. Entscheidend sei es, Mandant:innen frühzeitig zu sensibilisieren – nicht nur aus steuerlichen, sondern vor allem aus strategischen Gründen.
Ausblick
Das IFFUN setzt seine Seminarreihe zur Vermögens- und Unternehmensplanung fort. Weitere Termine sind im Internetbereich „Termine“ zu finden. Das Webinar zeigte eindrucksvoll, dass Nachfolgeplanung weit mehr ist als Pflichtübung – sie ist Gestaltung der Zukunft in eigener Sache.
Infokasten: Fünf Kernpunkte zur erfolgreichen Nachfolge
- Frühzeitige Planung sichert Gestaltungsspielräume.
- Juristische, steuerliche und familiäre Aspekte gehören zusammen.
- Klare Kommunikation beugt Konflikten vor.
- Die Unternehmensbewertung beeinflusst steuerliche Spielräume entscheidend.
- Nachfolgeplanung ist Teamarbeit – interdisziplinär und werteorientiert.