Die finanzielle Vorsorge von Frauen, insbesondere von Müttern, ist seit Langem ein zentrales Thema der Finanzplanung. Aktuelle Erhebungen und Initiativen wie die Frauen*Finanzplanung des FPSB Deutschland zeigen, wie entscheidend gezielte Altersvorsorgemaßnahmen für Frauen sein können. Der Begriff „Motherhood-Penalty“ verdeutlicht die finanziellen Einbußen, die Mütter durch die Übernahme unbezahlter Care-Arbeit und die berufliche Reduktion erleben – mit weitreichenden Konsequenzen für die Altersvorsorge.
In diesem Beitrag beleuchten wir die Ursachen und bieten praxisnahe Lösungen für Finanz- und Nachfolgeplaner, die ihre Kundinnen bei der Erreichung langfristiger finanzieller Sicherheit unterstützen möchten.
Die Motherhood-Penalty: Was steht dahinter?
Frauen sind oft mit einer doppelten Belastung konfrontiert: Erwerbstätigkeit und Care-Arbeit, die auch nach der Elternzeit häufig zu Teilzeitarbeit führt. Studien zeigen, dass das lebenslange Einkommen von Müttern durchschnittlich um 40 % unter dem von Frauen ohne Kinder liegt – bei zwei Kindern steigt diese Zahl auf 70 %. Die finanziellen Auswirkungen sind nicht nur kurzfristig spürbar, sondern ziehen sich bis ins Rentenalter und verstärken das Risiko von Altersarmut erheblich.
Die Gender Pension Gap macht den langfristigen Effekt sichtbar: Frauen erhalten im Durchschnitt 26 % weniger Rente als Männer. Mütter sind besonders betroffen, da sie oft mehrmals in den Beruf zurückkehren müssen, während ihre Partner in Vollzeit arbeiten und somit Rentenansprüche ansammeln.
Beispiel: Renteneinbußen durch Teilzeit
Angenommen, eine Mutter in Vollzeit verdient jährlich 45.358 Euro – dem Durchschnittseinkommen gemäß Rentenversicherung. Reduziert sie nach der Elternzeit ihre Arbeitszeit um 50 %, sinkt ihr monatlicher Rentenanspruch um etwa 200 Euro nach zehn Jahren. Dies zeigt, wie wichtig es ist, diesen Verlust aktiv auszugleichen.
Finanzielle Strategien zur Altersvorsorge für Mütter
Finanz- und Nachfolgeplaner können Mütter dabei unterstützen, ihre finanzielle Zukunft strategisch zu sichern. Wichtige Maßnahmen und Empfehlungen:
- Das Drei-Konten-Modell als Basis für die finanzielle Unabhängigkeit: Für Frauen, die ihre finanzielle Eigenständigkeit bewahren möchten, hat sich das Drei-Konten-Modell bewährt: Es beinhaltet ein Gemeinschaftskonto für Familienausgaben und jeweils ein separates Konto für die Ehepartner. Auf diese Weise behalten Frauen den Überblick über ihre eigenen Finanzen und ermöglichen eine transparente Aufteilung.
- Praxisbeispiel: Sarah und ihr Partner entscheiden sich für ein Drei-Konten-Modell, nachdem Sarah nach der Geburt ihrer Tochter in Teilzeit geht. Sie vereinbaren, dass ihr Partner monatlich eine Ausgleichszahlung auf Sarahs Konto überweist, um den Einkommensverlust für die Rentenansprüche auszugleichen.
- Ausgleichszahlungen als Kompensation für Care-Arbeit: Ausgleichszahlungen, wie z. B. eine „Baby-Ausgleichszahlung“, können eine zentrale Rolle dabei spielen, Rentenlücken zu schließen. Damit leisten die Partner gezielte Beiträge zur Renten- oder privaten Altersvorsorge der Frau, um die Einkommensverluste während der Care-Phase abzufedern.
- Praxisbeispiel: Nach der Geburt ihres zweiten Kindes arbeitet Marie nur noch 50 %. Ihr Partner überweist monatlich 350 EUR in einen privaten Vorsorgeplan für sie. Diese Summe kompensiert die Rentenansprüche, die durch ihre reduzierte Arbeitszeit entfallen.
- Private Altersvorsorge: Rürup-Rente und ETF-Investments als Schlüsselinstrumente: Für Frauen, die neben der gesetzlichen Rente eine zusätzliche Vorsorge aufbauen wollen, bietet die Rürup-Rente eine steuerlich attraktive Möglichkeit. Sie wird staatlich gefördert und sichert langfristig die Altersvorsorge ab, da erst ab dem 62. Lebensjahr auf das Kapital zugegriffen werden kann. Zudem wird die Einführung eines Altersvorsorgedepots ab 2026 erwartet, das ebenfalls attraktive Zuschüsse bieten wird.
- Praxisbeispiel: Lisa, alleinerziehende Mutter, entscheidet sich für eine Kombination aus Rürup-Rente und ETF-Investments. Sie investiert monatlich 200 Euro in die Rürup-Rente und 100 EUR in ein Aktien-ETF-Depot. Damit sichert sie sich steuerliche Vorteile und sorgt gleichzeitig für eine flexible Altersvorsorge.
- Die langfristige Anlageplanung mit Aktien zur Erhöhung der Rendite: Finanzplaner empfehlen Müttern oft eine langfristige Anlagestrategie mit Aktien, da sie langfristig höhere Renditen erwirtschaften. Garantien, die oft kostenintensiv sind, entfallen hier, was die Rendite erhöht. Gerade für junge Mütter, die bis zum Renteneintritt noch viele Jahre vor sich haben, ist diese Strategie rentabel.
- Praxisbeispiel: Anna startet mit einer monatlichen Investition von 150 Euro in ein breit diversifiziertes ETF-Portfolio. Trotz gelegentlicher Kursschwankungen erreicht sie bis zum Renteneintritt eine durchschnittliche Rendite von 6 %, was ihr Kapital erheblich wachsen lässt.
Steuerliche Vorteile und Fördermöglichkeiten
Neben der Rürup-Rente bietet auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) steuerliche Vorteile. Hier können Frauen durch Entgeltumwandlung Beiträge in eine betriebliche Vorsorge einzahlen, die steuer- und sozialversicherungsfrei sind. Besonders für Frauen, die Teilzeit arbeiten, ist dies eine echte Möglichkeit, zusätzliche Rentenansprüche aufzubauen.
Für niedrigverdienende Mütter lohnt sich der Blick auf die Grundrente, die seit 2021 in Deutschland eingeführt wurde. Sie soll kleine Renten durch eine zusätzliche Zahlung aufstocken, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.
Checkliste zur finanziellen Absicherung für Mütter
Schritt | Maßnahme | Details |
---|---|---|
1 | Einrichtung eines Drei-Konten-Modells | Aufteilung in Gemeinschafts-, Frauen- und Männerkonto |
2 | Vereinbarung von Ausgleichszahlungen | Regelung der Ausgleichszahlungen für Care-Arbeit |
3 | Wahl einer privaten Altersvorsorgeform | Empfehlung für Rürup-Rente, ETF-Depot oder das ab 2026 geplante Altersvorsorgedepot |
4 | Steuerliche und betriebliche Vorsorge nutzen | bAV, Grundrente und steuerliche Vorteile prüfen |
5 | Langfristige Anlageplanung mit Aktien | Verzicht auf Garantien zugunsten einer besseren Rendite |
6 | Finanzielle Weiterbildung | Kontinuierliche Weiterbildung zu Anlageoptionen und Rentenplanung |
7 | Partnervertrag zur Care-Arbeit | Vereinbarung zur finanziellen Unterstützung in der Partnerschaft |
Fazit
Die Sicherung der finanziellen Unabhängigkeit für Frauen, insbesondere für Mütter, erfordert eine durchdachte, langfristige Planung und strategische Entscheidungen. Finanz- und Nachfolgeplaner können Frauen dabei unterstützen, passende Lösungen zu finden und finanzielle Risiken zu minimieren.
Zusammenfassung: Der Aufbau eines umfassenden Finanzplans für Mütter erfordert transparente Absprachen, die Nutzung staatlicher und betrieblicher Förderungen sowie eine gezielte, langfristige Anlageplanung. Nur so kann der Motherhood-Penalty abgefedert und die finanzielle Sicherheit im Alter gewährleistet werden.