In Deutschland stehen Sparer immer noch vor der Herausforderung, ihre Vermögen effizient zu schützen und zu vermehren. Angesichts der Inflation, die einen Großteil der Zuwächse bei Geldvermögen aufzehrt, setzen immer mehr Sparer auf Wertpapiere. Der Allianz Global Wealth Report 2024 zeigt eine zunehmende Offenheit gegenüber Wertpapieren – ein Trend, den auch Finanz- und Nachfolgeplaner nicht ignorieren sollten. Doch trotz dieser positiven Entwicklung bleiben Hürden und Unsicherheiten bestehen. Wie können Berater diese Chancen nutzen und gleichzeitig Risiken abfedern? Dieser Blogbeitrag beleuchtet aktuelle Entwicklungen und gibt praxisnahe Tipps für Finanz- und Nachfolgeplaner.
1. Wertpapiere als Vermögensschutz in Zeiten der Inflation
Die steigende Inflation stellt seit Jahren eine ernsthafte Bedrohung für Geldvermögen dar. Laut dem Allianz Global Wealth Report wuchs das Geldvermögen der deutschen Haushalte im vergangenen Jahr um 6,8 Prozent auf 7,953 Billionen Euro, vorwiegend aufgrund eines starken Plus bei den Wertpapieren. Inflationsbereinigt blieb jedoch nur ein mageres Plus von 0,7 Prozent. Für Finanzplaner bedeutet dies, dass es entscheidend ist, ihren Kunden alternative Anlagestrategien aufzuzeigen, die langfristig inflationsbereinigte Gewinne erzielen können.
Praxisbeispiel:
Ein 50-jähriger Kunde, der bisher auf traditionelle Sparkonten setzte, musste 2023 feststellen, dass seine Ersparnisse durch die Inflation praktisch stagnieren. Durch die Umstrukturierung eines Teils seines Vermögens in ETF-basierte Anlageprodukte konnte er sein Portfolio diversifizieren und langfristige Stabilität gewährleisten.
2. Die Herausforderungen der konservativen Anlagekultur in Deutschland
Trotz des Aufwärtstrends bei Wertpapieren bleibt Deutschland im internationalen Vergleich zurückhaltend. Arne Holzhausen von der Allianz betonte, dass der deutsche Sparer „wie ein großer Tanker“ sei, der nur langsam in Bewegung komme. Dies liegt teilweise an der Überregulierung im Wertpapiergeschäft, die viele Berater zögern lässt, entsprechende Produkte zu empfehlen.
Strategien für Finanzplaner:
- Aufklärung durch Wissensvermittlung: Finanzberater sollten ihren Kunden die langfristigen Vorteile von Wertpapieren gegenüber Bankeinlagen vermitteln. Vor allem in der aktuellen Niedrigzinsphase bieten gut diversifizierte Wertpapierportfolios potenziell höhere Renditen.
- Regulatorische Updates nutzen: Mit der geplanten Kapitalmarktunion könnten einige regulatorische Hürden abgebaut werden. Planer sollten sich auf diese Entwicklungen vorbereiten, um neue Chancen zu nutzen.
3. Wertverluste bei Immobilien als wachsendes Risiko
Ein weiterer Aspekt, der nicht unterschätzt werden sollte, sind die prognostizierten Wertverluste bei Immobilien. Aufgrund des Klimawandels und den damit einhergehenden Anforderungen an Dekarbonisierungsmaßnahmen, erwartet die Allianz, dass Immobilienpreise in Deutschland bis 2050 um bis zu 24,5 Prozent sinken könnten.
Tipps für die Nachfolgeplanung:
- Immobilien anpassen: Finanzplaner sollten Kunden, die in Immobilien investieren oder diese vererben wollen, frühzeitig über mögliche Anpassungen informieren. Investitionen in nachhaltige Modernisierungen könnten entscheidend sein, um den Wert langfristig zu sichern.
- Diversifizierung fördern: Neben Immobilien sollten auch andere Anlageklassen wie Wertpapiere, Edelmetalle und alternative Investments in die Nachfolgeplanung einfließen.
4. Erhöhte Bedeutung der langfristigen Altersvorsorge
In Zeiten, in denen die staatliche Rente aufgrund des demografischen Wandels unter Druck gerät, gewinnen private Altersvorsorgemodelle zunehmend an Bedeutung. Finanz- und Nachfolgeplaner müssen ihre Kunden dahingehend sensibilisieren, frühzeitig eine solide private Altersvorsorge aufzubauen, um auch im Alter finanzielle Stabilität zu gewährleisten.
Strategien für Finanzplaner:
- Individuelle Vorsorgepläne entwickeln: Je nach Lebenssituation und Vermögensstruktur des Kunden sollten angepasste Vorsorgekonzepte erstellt werden.
- Steuerliche Vorteile nutzen: Finanzplaner sollten ihre Kunden auf steuerlich begünstigte Vorsorgeprodukte hinweisen, wie z. B. Riester- oder Rürup-Renten, um nicht nur Vermögen aufzubauen, sondern auch steuerliche Entlastungen zu erhalten.
Checkliste für Finanz- und Nachfolgeplaner
Schritt | Praxisbeispiel | Rechtliche Quellen |
---|---|---|
1. Analyse der aktuellen Vermögensstruktur | Bewertung von Bankeinlagen und Immobilieneigentum | §§ 1922 ff. BGB (Erbfolge), § 2311 BGB (Pflichtteil) |
2. Diversifizierung durch Wertpapiere | Einführung von ETFs und Fonds zur Risikostreuung | Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) |
3. Nachhaltige Immobilieninvestitionen | Empfehlung energieeffizienter Modernisierungen | Gebäudeenergiegesetz (GEG) |
4. Private Altersvorsorge fördern | Empfehlung von steuerlich geförderten Vorsorgeprodukten | § 10 EStG (Sonderausgaben), Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz (AltZertG) |
5. Anpassung an regulatorische Änderungen | Vorbereitung auf die Kapitalmarktunion und neue Regulierungen | EU-Verordnung 2017/2402 (Kapitalmarktunion) |
Durch die gezielte Planung und Nutzung der genannten Trends und Entwicklungen können Finanz- und Nachfolgeplaner ihren Kunden dabei helfen, das Beste aus ihren Vermögenswerten herauszuholen. Auch in Zeiten von Unsicherheit und Wandel bieten strategisch angelegte Wertpapierportfolios und nachhaltige Immobilienmaßnahmen vielversprechende Chancen.