
Frankfurt, 20. März 2025 – Finanzplanung ist längst mehr als nur Zahlen und Anlageentscheidungen. Beim StrategieKompass 2025 sprach Marcel Reyers über die aktuellen Entwicklungen in der Branche und zeigte auf, welche Themen Finanzplaner künftig besonders im Blick behalten sollten. Neben der Digitalisierung und finanziellen Bildung standen regulatorische Entwicklungen und Kapitalmarktstrukturen im Fokus.
Reyers begann mit einem Überblick über den Berufsstand der Finanzplaner: Weltweit gibt es derzeit über 230.000 zertifizierte Finanzplaner, ein starkes Wachstum seit den 1990er Jahren. Besonders in den USA und Asien boomt der Markt. In Deutschland nähert sich die Zahl der Certified Financial Planner (CFP) langsam der 2.000er-Marke, wobei die Verbreitung im Vergleich zu anderen Ländern noch ausbaufähig sei. „Financial Planning gewinnt weltweit an Bedeutung, auch in Europa wächst das Bewusstsein für ganzheitliche Beratung“, so Reyers.
Ein zentrales Thema des Vortrags war die Digitalisierung. Während sich Finanzplanungssoftware zunehmend standardisiert, verlieren individuelle Lösungen wie Excel an Bedeutung. Reyers stellte eine aktuelle US-Studie vor, die zeigt, dass 90 Prozent der Finanzplaner auf spezialisierte Software setzen, um Planungen effizienter und fehlerfreier zu gestalten. „Die Tendenz geht klar in Richtung Digital First – auch in Deutschland sollten Berater ihren Mandanten digitale Zugänge bieten, um Transparenz und Kundennähe zu erhöhen.“
Ein weiteres kontrovers diskutiertes Thema war die finanzielle Bildung. Während viele Medien ein Defizit in Deutschland sehen, zeigen OECD-Studien, dass die Finanzkompetenz hierzulande im europäischen Vergleich nicht schlecht abschneidet. Allerdings gebe es Schwächen in spezifischen Bereichen wie Diversifikation und Zinsentwicklungen. „Besonders jüngere Generationen haben trotz breiterem Zugang zu Informationen nicht automatisch eine bessere Finanzbildung“, betonte Reyers.
Auch die Regulierung der Finanzbranche bleibt ein entscheidender Faktor. Die Diskussion um ein mögliches Provisionsverbot sei vorerst zurückgestellt, die EU setze derzeit eher auf Deregulierung, um die Kosten für Finanzdienstleister zu senken. Gleichzeitig gewinne das Thema Open Finance an Relevanz – die Vernetzung von Finanzdaten soll langfristig ganzheitlichere Beratungsansätze ermöglichen. „Hier könnte eine echte Chance für Finanzplaner liegen, wenn standardisierte Datenzugänge die Beratung effizienter und umfassender machen“, erklärte Reyers.
Besonders intensiv widmete er sich dem Kapitalmarkt und dessen strukturellen Herausforderungen in Europa. Im Vergleich zu den USA sei der europäische Finanzmarkt deutlich fragmentierter und unterentwickelt. Während in den USA die Marktkapitalisierung 170 Prozent des BIP ausmacht, liegt sie in Deutschland bei nur 40 Prozent. „Wir brauchen dringend eine Kapitalmarktunion, um mehr Investitionen und Wachstum zu ermöglichen“, forderte Reyers.
Zum Abschluss verwies er auf anstehende regulatorische Anpassungen, die Finanzplaner im Blick behalten sollten, darunter die steuerliche Förderung kapitalgedeckter Rentensysteme und mögliche Anreize für börsennotierte KMU. Sein Fazit: „Die Finanzbranche ist im Wandel. Wer sich frühzeitig mit neuen Technologien, Regulierungsthemen und Kapitalmarktentwicklungen auseinandersetzt, wird langfristig erfolgreich beraten.“
Infokasten: Trends in der Finanzplanung
- Digitalisierung: Standardisierte Softwarelösungen ersetzen Excel und Word.
- Finanzbildung: Deutschland im EU-Vergleich solide, aber mit Lücken.
- Regulierung: Provisionsverbot ausgesetzt, Open Finance gewinnt an Bedeutung.
- Kapitalmarkt: Europa braucht stärkere Integration für mehr Wachstum.
- Beratung der Zukunft: Finanzplaner müssen digitale und regulatorische Entwicklungen mitgestalten.