Die Provence – ein Traumziel für den Ruhestand?
Für viele Deutsche, die ihren Lebensabend in einer idyllischen und sonnigen Umgebung verbringen möchten, ist die Provence in Südfrankreich ein wahrgewordener Traum. Die Region ist bekannt für ihre malerischen Landschaften, das mediterrane Klima und die reiche Kultur. Doch der Umzug in das „Rentnerparadies“ Provence erfordert nicht nur den Mut zum Abenteuer, sondern auch eine gründliche Planung und das Bewältigen einiger bürokratischer Herausforderungen.
1. Die Wahl des richtigen Ortes
Ein entscheidender Schritt für einen erfolgreichen Ruhestand in der Provence ist die Wahl des richtigen Wohnorts. Wichtig ist, eine Gemeinde zu wählen, die ganzjährig eine gute Infrastruktur bietet. Während touristische Orte im Sommer lebendig sind, kann es dort in den Wintermonaten sehr ruhig werden. Für Rentner, die eine ganzjährige Lebensqualität suchen, sind kleinere, bewohnte Gemeinden mit guter Anbindung und medizinischer Versorgung ideal.
Tipp: Ein Haus in der nördlichen Provence zu erwerben, kann im Vergleich zu den beliebten Touristengebieten deutlich günstiger sein. Dabei sollten potenzielle Käufer beachten, dass sie bei Immobilienversteigerungen in Frankreich einen Anwalt benötigen, um teilzunehmen.
2. Immobilienkauf: Kosten und bürokratische Hürden
Der Immobilienmarkt in der Provence ist in den letzten Jahren stark gestiegen, besonders in begehrten Gegenden wie der Luberon-Gebirgskette. Doch es gibt auch günstigere Alternativen. So liegt der Quadratmeterpreis in weniger touristischen Dörfern bei etwa 3100 Euro, während er in besonders beliebten Orten bei rund 7000 Euro liegen kann.
Notarkosten und Steuern: Beim Immobilienkauf in Frankreich müssen neben dem Kaufpreis auch Notargebühren und die Grunderwerbsteuer eingeplant werden. Diese liegen für Altbauten bei etwa acht Prozent des Kaufpreises, während Neubauten mit zwei bis drei Prozent belastet werden. Zudem fallen jährliche Steuern an, wie die „taxe foncière“ (Grundsteuer) und die „taxe d´habitation“ (Wohnsteuer), die je nach Kommune variieren können.
Grundsteuer und Wohnsteuer: Für Hausbesitzer in Frankreich fallen jährlich erhebliche laufende Kosten an. Die „taxe foncière“ (Grundsteuer) und die „taxe d´habitation“ (Wohnsteuer) sind deutlich höher als in Deutschland. Jede Kommune hat ihren eigenen Steuersatz und kann diesen nach Bedarf erhöhen. In Südfrankreich beispielsweise belaufen sich die Kosten für ein Haus von 100 Quadratmetern und einem ähnlich großen Garten auf etwa 3000 bis 4000 Euro pro Jahr für beide Steuern zusammen. Sollte das Haus als Zweitwohnsitz genutzt werden, müssen sowohl die Grundsteuer als auch die Wohnsteuer gezahlt werden; bei einem Erstwohnsitz fällt lediglich die Grundsteuer an.
Kostenfreie Rücktrittsmöglichkeit: Ein weiterer wichtiger Punkt beim Immobilienkauf in Frankreich ist die Möglichkeit, nach Unterzeichnung des Vorvertrags kostenfrei vom Kauf zurückzutreten. Nach der Unterzeichnung haben Käuferinnen und Käufer ein zehntägiges Rücktrittsrecht, ohne dass dabei Kosten entstehen. Diese Frist bietet eine wertvolle Absicherung, falls sich die Entscheidung oder die Finanzierung ändert. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, vom Kaufvertrag zurückzutreten, wenn innerhalb einer festgelegten Frist kein Kredit gewährt wird.
3. Krankenversicherung und Steuern für Rentner
Für deutsche Rentner, die in Frankreich ihren Ruhestand verbringen möchten, ist die Frage der Krankenversicherung von großer Bedeutung. Wer vorher in Deutschland gesetzlich krankenversichert war, kann in das staatliche französische Versicherungssystem wechseln. Die private Krankenversicherung aus Deutschland kann ebenfalls beibehalten werden.
Wichtig: Der Wechsel in das französische System kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis die Versichertenkarte („carte vitale“) ausgestellt wird. Zudem sind die Leistungen der Pflegeversicherung in Frankreich weniger umfangreich als in Deutschland.
Steuerlich profitieren Rentner, die ihren Hauptwohnsitz nach Frankreich verlegen, von einem günstigeren Steuersystem. Wer jedoch als ehemaliger Beamter eine Pension bezieht, muss weiterhin den deutschen Steuersatz zahlen. Hier sollte frühzeitig eine individuelle Steuerplanung erfolgen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
4. Kulturelle Anpassung und Integration
Ein Umzug in ein neues Land bedeutet auch eine kulturelle Eingewöhnung. Die französische Lebensart unterscheidet sich in vielen Bereichen von der deutschen, sei es bei der Terminplanung von Handwerkern oder den Standards von Mietwohnungen.
Dennoch bietet die Provence auch viele Möglichkeiten zur Integration. In kleinen Orten ist es oft einfacher, soziale Kontakte zu knüpfen als in großen Städten. In vielen Regionen gibt es aktive Gemeinschaften von deutschen Auswanderern, die sich regelmäßig treffen und austauschen. So bleibt man in der neuen Heimat nicht allein und kann sich gleichzeitig besser einleben.
Fazit: Provence – Ein lohnendes Ziel für den Ruhestand?
Die Provence bietet deutschen Rentnern viele Vorteile: ein angenehmes Klima, kulturellen Reichtum und eine hohe Lebensqualität. Doch wer hier seinen Ruhestand verbringen möchte, sollte die notwendigen Vorbereitungen treffen und sich auf bürokratische Hürden einstellen. Mit einer durchdachten Planung und dem richtigen Netzwerk können Rentner ihren Traum vom Leben in Südfrankreich jedoch erfolgreich realisieren.
Für Finanz- und Nachfolgeplaner, die ihre Kunden in solchen Entscheidungen begleiten, ist es wichtig, über die spezifischen Anforderungen und Besonderheiten der Region informiert zu sein. Eine umfassende Beratung, die sowohl finanzielle als auch rechtliche Aspekte berücksichtigt, kann den Unterschied machen und den Übergang in den Ruhestand so angenehm wie möglich gestalten.