Die Themen Erben und Vererben sind nicht nur juristisch und steuerlich komplex – sie sind vorwiegend emotional aufgeladen. Finanz- und Nachfolgeplaner stehen in ihrer täglichen Arbeit an der Schnittstelle zwischen persönlicher Lebensplanung und wirtschaftlicher Zukunftssicherung. Dabei zeigt sich immer wieder: Wer frühzeitig plant, schafft Klarheit – und verhindert Streit.
Wann beginnt Nachfolgeplanung?
Viele Mandantinnen und Mandanten schieben das Thema auf die lange Bank. Dabei ist der beste Zeitpunkt zur Nachfolgeplanung jetzt – unabhängig vom Alter. Eine strukturierte Nachfolgeplanung sollte folgende Fragen beantworten:
- Wer soll was bekommen?
- Wie soll die Vermögensübertragung ablaufen – per Testament, Erbvertrag oder Schenkung?
- Welche steuerlichen Auswirkungen hat die Entscheidung?
- Wie wird sichergestellt, dass die Regelungen auch praktisch funktionieren?
Die größten Risiken bei fehlender Nachfolgeplanung
Ein häufiger Fehler ist das Vertrauen auf die gesetzliche Erbfolge. Diese ist in vielen Konstellationen nicht praxistauglich – insbesondere bei:
- Patchworkfamilien, bei denen Kinder aus verschiedenen Beziehungen unterschiedliche Ansprüche haben
- Unternehmerischen Beteiligungen, bei denen Unklarheit über die Unternehmensnachfolge droht
- Unverheirateten Paaren, die gesetzlich keine Erbansprüche haben
Beispiel: Herr F. lebte seit 20 Jahren mit seiner Partnerin zusammen, war jedoch nicht verheiratet. Als er verstarb, ging das gesamte Vermögen an seine Kinder aus erster Ehe. Die Partnerin blieb rechtlich unberücksichtigt – mit schwerwiegenden persönlichen und finanziellen Folgen.
Gestaltungsmöglichkeiten: Mit Weitblick planen
Die Instrumente der Nachfolgeplanung sind vielfältig. Besonders bewährt haben sich:
- Berliner Testament bei Ehepaaren mit Kindern zur gegenseitigen Absicherung
- Nießbrauchregelungen bei Immobilienübertragungen zur Steuerersparnis
- Schenkungen mit Vorbehalten zur langfristigen Reduktion der Erbschaftsteuer
- Testamentsvollstreckung, um die Umsetzung des Willens des Erblassers zu sichern
Ein klug gewähltes Zusammenspiel dieser Elemente kann nicht nur Steuern sparen, sondern auch generationsübergreifende Konflikte vermeiden helfen.
Praxis: Steueroptimierung durch Schenkung mit Nießbrauch
Ein Mandant überträgt seinem Sohn ein Mehrfamilienhaus mit einem Verkehrswert von 1.200.000 €. Er behält sich den Nießbrauch vor. Der steuerlich anzusetzende Wert reduziert sich durch den Kapitalwert des Nießbrauchs um etwa 40 %, sodass nur rund 720.000 € steuerlich relevant sind. Da der Freibetrag zwischen Vater und Sohn 400.000 € beträgt, verbleiben lediglich 320.000 € für die Besteuerung – ein erhebliches Sparpotenzial gegenüber einer unvorbereiteten Erbschaft.
Checkliste: Erfolgreiche Nachfolgeplanung in der Praxis
Schritt | Maßnahme | Rechtliche Grundlage |
---|---|---|
1 | Vermögenswerte detailliert erfassen | BGB § 1922 ff., ErbStG |
2 | Erbfolge prüfen und testamentarisch gestalten | BGB §§ 1937, 1941 |
3 | Schenkungen mit steuerlichen Freibeträgen nutzen | ErbStG §§ 13, 16 |
4 | Nießbrauch oder Wohnrechte berücksichtigen | BGB §§ 1030 ff., Bewertungsgesetz |
5 | Testament notariell beurkunden lassen (optional) | BGB § 2232 |
6 | Testamentsvollstreckung erwägen | BGB § 2197 |
7 | Alle fünf Jahre prüfen und aktualisieren | keine gesetzliche Pflicht, aber empfehlenswerte Praxis |
Fazit: Private Nachfolgeplanung ist mehr als ein juristisches oder steuerliches Thema – sie ist Ausdruck von Verantwortung. Eine vorausschauende Beratung schafft Sicherheit und Frieden über Generationen hinweg.