
Die aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes verdeutlichen, dass die Inflationsrate in Deutschland im Oktober 2024 voraussichtlich +2,0 % gegenüber dem Vorjahr beträgt. Die steigenden Verbraucherpreise, die insbesondere von Nahrungsmitteln und Dienstleistungen beeinflusst werden, haben spürbare Auswirkungen auf das Anlage- und Sparverhalten vieler Haushalte. Für Finanz- und Nachfolgeplaner ist es nun entscheidend, diese Entwicklungen genau zu beobachten und ihre Beratungsstrategien anzupassen.
1. Was bedeutet die aktuelle Inflationsrate für die Finanzplanung?
Die Inflation, gemessen als Verbraucherpreisindex (VPI), beeinflusst die Kaufkraft und langfristig auch das Vermögen von Mandanten. Eine Erhöhung der Preise um +2,0 % mag moderat erscheinen, hat jedoch direkte Auswirkungen auf den realen Wert von Ersparnissen und Investitionen, vorwiegend wenn die Zinsen langfristig niedrig bleiben. Hier sind zwei zentrale Punkte:
- Realwertverlust und Anlagestrategien: Vermögen, das nicht inflationsgeschützt angelegt ist, verliert an Wert. Finanzplaner sollten verstärkt auf Anlageoptionen setzen, die zumindest einen Teilschutz vor Inflation bieten, wie inflationsgebundene Anleihen oder Sachwerte wie Immobilien und Edelmetalle.
- Liquiditätsplanung anpassen: Für Mandanten mit hohem Kapitalbedarf bald (z. B. altersbedingt oder zur Vermögensweitergabe) ist es ratsam, die Liquidität so zu planen, dass der Bedarf auch bei steigenden Kosten gedeckt ist. So kann eine höhere Quote in inflationsstabilen Anlagen helfen, den Kapitalbedarf in der Zukunft zu decken.
2. Kerninflation und Vermögensübergabe
Die Kerninflation, die um die stark schwankenden Preise für Energie und Nahrungsmittel bereinigt ist, liegt bei +2,9 %. Diese Entwicklung zeigt, dass die Inflation in vielen Sektoren fest verankert ist und Konsumgüter allgemein teurer werden. Für Nachfolgeplaner und Berater in der Vermögensübertragung ist es sinnvoll, die Inflation in die Planung der Erb- und Schenkungsstrategie einzubeziehen.
- Schenkungen als Schutz vor Kaufkraftverlust: Durch rechtzeitige Schenkungen lassen sich Freibeträge nutzen und potenzielle Steuerlasten mindern. Finanzplaner könnten Mandanten raten, Vermögenswerte schrittweise zu übertragen, um die Inflation auszugleichen und den Freibetrag der nächsten Generation frühzeitig zu nutzen.
3. Der persönliche Inflationsrechner als Beratungstool
Der persönliche Inflationsrechner des Statistischen Bundesamtes ist ein hilfreiches Tool, um den Mandanten eine Vorstellung von der persönlichen Inflationsrate zu geben. Durch das individuelle Verbrauchsverhalten – ob unter anderem hohe Ausgaben für Dienstleistungen oder Wohnkosten – können Berater realistische Prognosen für die Inflation und Kaufkraftverluste erstellen und in die langfristige Finanzplanung integrieren.
4. Unterschiede zwischen VPI und HVPI: Einfluss auf die Finanzplanung
Der Verbraucherpreisindex (VPI) und der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) unterscheiden sich in ihrer Methodik und Gewichtung. Während der VPI auch selbstgenutztes Wohneigentum und Rundfunkbeiträge umfasst, fokussiert sich der HVPI stärker auf vergleichbare Konsumausgaben im Euro-Raum. Für Mandanten, die international orientiert sind oder Auslandseigentum besitzen, ist der HVPI ein besserer Indikator. Finanz- und Nachfolgeplaner sollten die für die jeweilige Mandantensituation relevanten Indizes nutzen, um fundierte Empfehlungen zu geben.
Praktische Umsetzung: So bleiben Mandanten inflationssicher
- Diversifikation mit Fokus auf inflationsstabile Werte: Ein breiter Mix aus Aktien, Sachwerten und Anleihen hilft, das Portfolio stabil zu halten und Wertverluste zu reduzieren.
- Langfristige Anlageplanung in Betracht ziehen: Mandanten, die Kapital erst in ferner Zukunft benötigen, können stärker auf renditeorientierte Anlagen setzen, um den Inflationseffekt langfristig auszugleichen.
- Einsatz des persönlichen Inflationsrechners: Finanzplaner können durch Anpassung der Verbrauchsgewohnheiten im Rechner eine genaue Beratung anbieten und die Anpassungen in die Portfolio- und Liquiditätsplanung einfließen lassen.
Checkliste zur Inflationsanpassung in der Finanzplanung
Schritt | Beschreibung | Rechtliche Quellen und Hinweise |
---|---|---|
Portfolioanpassung | Berücksichtigung inflationsgebundener Anleihen und Sachwertanlagen | § 199 BGB (Zinsen und Kapitalanlagen) |
Steuerfreibeträge bei Schenkung | Nutzung der Freibeträge alle 10 Jahre durch Schenkungen zur Reduzierung der Steuerlast | Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG) |
Liquiditätsplanung | Anpassen der Liquiditätsplanung auf inflationssichere Geldanlagen | Empfehlungen durch Bundesbank-Analysen zur Preisstabilität |
Beratung mit Inflationsrechner | Personalisierte Beratung unter Einsatz des Inflationsrechners des Statistischen Bundesamtes | Verbraucherpreisindex und Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) |
Europäisch orientierte Planung | Nutzung des HVPI für international orientierte Mandanten | Artikel der Europäischen Zentralbank zur Inflationskontrolle |
Diese Checkliste soll Finanz- und Nachfolgeplanern dabei helfen, ihre Mandanten gut durch inflationsgeprägte Zeiten zu begleiten. Indem aktuelle Marktentwicklungen und gesetzliche Regelungen beachtet werden, können Berater eine zukunftsorientierte Finanzplanung gewährleisten.