Eine durchdachte Nachlassplanung ist nicht nur eine Frage der Vermögenssicherung, sondern auch ein wichtiges Element für den Familienfrieden und die generationsübergreifende Vermögensstrukturierung. Eine aktuelle Studie der Commerzbank zeigt, dass hier nach wie vor erheblicher Nachholbedarf besteht. Finanz- und Nachfolgeplaner sind gefragt, um Klarheit zu schaffen und ihre Mandanten umfassend zu beraten.
Warum ist ein Testament so wichtig?
Der Wunsch, das eigene Vermögen über die Generationen hinweg zu erhalten, ist bei vielen Menschen vorhanden. Dennoch haben laut der Studie 54 % der Befragten kein Testament erstellt. Bei denjenigen, die ein Testament besitzen, setzen 59 % auf ein handschriftliches Testament, während 39 % den Weg über ein notarielles Testament wählen. Die Präferenz für das handschriftliche Testament lässt sich vorwiegend durch die einfache und unkomplizierte Erstellung erklären. Zudem können die Kosten eines notariellen Testaments durch Anwaltshonorare und Notargebühren abschreckend wirken.
Doch genau hier lauern Risiken: Ein handschriftliches Testament ist rechtlich zwar gültig, aber oft fehleranfällig. Bei unklarer oder missverständlicher Formulierung drohen Anfechtungen und langwierige Erbstreitigkeiten. Finanz- und Nachfolgeplaner sollten ihre Mandanten über die Vorteile eines notariellen Testaments aufklären, insbesondere wenn komplexe Vermögensstrukturen oder Unternehmen im Spiel sind.
Gründe für fehlende Testamente – und wie Planer diese Barrieren überwinden können
Die häufigsten Gründe, warum kein Testament vorhanden ist, sind vielfältig:
- 40 % der Befragten gaben an, dass ein Testament für sie aktuell nicht passe.
- 35 % glauben, noch genügend Zeit zu haben.
- 14 % sehen keinen Bedarf.
- 13 % haben keine Erben.
- 7 % wissen nicht, wie sie beginnen sollen.
Diese Hemmnisse zeigen, wie wichtig die Rolle eines Nachfolgeplaners ist. Eine proaktive, verständnisvolle und individuelle Herangehensweise ist der Schlüssel. Aufklärung, die Darstellung von Szenarien und die konkrete Aufzeichnung möglicher Folgen fehlender Testamente können helfen, die Hürden abzubauen.
Unterschätzte Gefahr: fehlende Vollmachten
Ein weiteres kritisches Element der Nachlassplanung sind Vollmachten für Konten und Depots. Laut der Umfrage haben nur 39 % der Befragten eine solche Vollmacht eingerichtet. Das bedeutet, dass im Todesfall oft der Zugriff auf Bankguthaben und Wertpapiere gesperrt wird. Der Nachlassverwalter oder die Erben stehen dann vor einem enormen bürokratischen Aufwand.
Um dies zu vermeiden, sollten Finanzplaner Vollmachten als Bestandteil eines ganzheitlichen Nachfolgekonzepts in ihre Beratung aufnehmen. Wichtige Punkte sind dabei:
- Vorsorgevollmacht: Ermöglicht einer Vertrauensperson, im Krankheits- oder Todesfall über Bankkonten, Immobilien und Wertgegenstände zu verfügen.
- Konten- und Depotvollmacht: Diese kann eine effektive Lösung sein, um den Zugriff auf liquide Mittel zu gewährleisten.
- Generalvollmacht: Regelt umfassend alle finanziellen und unternehmerischen Angelegenheiten.
Die Struktur des Vermögens: Wie Finanzplaner den Überblick schaffen
Die Nachlassplanung ist eng verknüpft mit der Vermögensstruktur. Die Umfrage zeigt, dass das Vermögen der Befragten folgendermaßen verteilt ist:
- 78 % haben ihre Werte in Konten und Wertpapieren.
- 55 % besitzen Immobilien.
- 29 % investieren in Kapitalversicherungen.
- 15 % haben Unternehmensanteile.
- 5 % halten Kunstobjekte.
- 25 % besitzen weitere Wertgegenstände.
Diese Diversifikation bringt Herausforderungen mit sich, besonders wenn es um die Bewertung und gerechte Verteilung geht. Ein Praxisbeispiel: Ein Mandant mit hohem Immobilienanteil möchte sicherstellen, dass sein Sohn das Familienhaus übernimmt, während die Tochter eine gleichwertige Entschädigung in Wertpapieren erhält. Hier müssen Finanzplaner sorgfältig planen und bewerten, um steuerliche Nachteile zu vermeiden.
Was ist Mandanten besonders wichtig?
Die Befragten haben klare Prioritäten bei der Vermögensübertragung:
- 38 % legen Wert darauf, dass ihr Wille genau umgesetzt wird.
- 36 % möchten das Vermögen über Generationen hinweg erhalten.
- 25 % wollen Steuerersparnisse erzielen.
- 6 % wünschen sich, den Frieden unter den Erben zu sichern.
- 3 % möchten ihr Unternehmen fortgeführt wissen.
Diese Werte sollten als Leitfaden für die Beratung dienen. Ein umfassendes Nachfolgekonzept berücksichtigt daher nicht nur die steuerliche Optimierung, sondern auch emotionale Aspekte und individuelle Wünsche.
Handlungsempfehlungen für Finanz- und Nachfolgeplaner
- Frühzeitige Beratung und Dokumentation: Mandanten sollten ermutigt werden, schon in jüngeren Jahren über ihr Testament nachzudenken und eine umfassende Nachlassplanung aufzusetzen.
- Vollmachten und Verfügungen: Neben dem Testament sind auch Vorsorgevollmachten und Kontenvollmachten wichtige Bausteine.
- Regelmäßige Überprüfung: Änderungen in der Familienstruktur (Hochzeiten, Geburten, Scheidungen) oder der Vermögenslage sollten Anlass sein, die Nachlassregelungen anzupassen.
- Steuerliche Optimierung: Unterschätzte Aspekte sind Schenkungssteuerfreibeträge und Möglichkeiten zur vorweggenommenen Erbfolge.
- Unternehmensnachfolge planen: Für Unternehmer ist es wichtig, die Nachfolge frühzeitig zu klären und testamentarisch festzuhalten.
Checkliste: Nachlassplanung effektiv gestalten
Schritt | Beschreibung | Rechtliche Quellen |
---|---|---|
Testament erstellen | Wahl zwischen handschriftlichem oder notariellem Testament. | BGB § 2231 |
Ehevertrag und Erbvertrag prüfen | Bei Ehepartnern oder Patchwork-Familien zusätzliche Verträge sinnvoll. | BGB §§ 1408, 1941 |
Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung | Regelung für den Krankheitsfall. | BGB § 1901 |
Konto- und Depotvollmachten | Vollmachten für Bankkonten und Depots einrichten. | BGB § 164 |
Unternehmensnachfolge planen | Erbfolgeregelungen bei Firmenanteilen festlegen. | HGB § 25, GmbHG § 15 |
Steuerliche Optimierung | Freibeträge und Schenkungen vorab nutzen. | Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz (ErbStG) |
Regelmäßige Überprüfung | Testament und Vollmachten mindestens alle 5 Jahre aktualisieren. | Individuell |
Diese strukturierte Herangehensweise bietet Finanz- und Nachfolgeplanern eine wertvolle Grundlage, um Mandanten bei der Nachlassplanung effektiv zu unterstützen und Streitigkeiten in der Familie zu vermeiden.
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